Interpretation Wolfgang Borchert - Generation ohne Abschied HILFE!

1 Antwort

Nein, meiner Meinung nach interpretierst Du am Kern vorbei...

Der Generation fehlt nicht die Fähigkeit zu emotionalen Bindungen. Generation ohne Bindung heißt zum Einen, dass sie keine Bindung aufbaut (weil diese sowieso wieder zerrissen wird), aber zum Anderen auch, dass sie keine Bindung erhalten hat.

"Kritisieren" ist hier für mein Verständnis das falsche Wort. Er hält einfach fest, dass es weder eine behütete Kindheit, noch eine unbeschwerte Jugend gab. 

Es geht nicht um *den* Abschied, sondern um viele Abschiede; darum, zu viel Abschied nehmen zu müssen, so viel, dass sie ihn einfach ignorieren. "Was ich nicht an mich heranlasse, berührt mich nicht."

  • Die Generation ohne Tiefe, weil die Tiefe der Abgrund ist - wer näher hinsieht, ist verloren.
  • Die Generation ohne Glück - denn wo wächst im (Nach)kriegsdeutschland schon Glücksklee?
  • Die Generation ohne Heimat - da zerbombt.
  • Die Generation ohne Grenze, ohne Hemmung - denn wo gab es Grenzen und Hemmungen im (Nach)Kriegsdeutschland?
  • Die Generation ohne Anerkennung - ist einfach so passiert. Keiner hat Zeit, Kraft, Muse, sich ihrer anzunehmen.
  • Die Generation ohne Vergangenheit - ausgelöscht, zerbombt, abgeschossen.
  • Die Generation ohne Abschied - weil so viele Abschiede nicht zu ertragen sind.
  • Die Generation der Ankunft - mit einer hoffnungsvollen Aussicht auf das, was kommen kann. 

Die Generation ohne Abschied schneidet jeden vergangenen Tag hinter sich ab, lebt in dem Moment der Gegenwart und hofft auf die Zukunft.

Du kannst dir nicht vorstellen, wie dankbar ich dir bin!

Trotzdem verstehe ich einige deiner Punkte noch nicht genau. Kannst du mir zufällig den ersten, zweiten und viertel Punkt nochmal erklären?

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@MonaLisa98

Du hast Glück, dass ich in meine Antworten geguckt habe ;)) Ein Daumen hätte mich eher auf den Schirm gerufen, bin ich doch heute zum Rumsitzen verdonnert ;))

Zu 1. Hier wird mit der doppelten Bedeutung von Tiefe gespielt. Tiefe bedeutet, näher hinzuschauen. Tief ist aber auch der Abgrund. Wenn die (Nach)kriegsgeneration zu nah hinguckt, dann stürzt sie in den Abgrund.

Zu 2. Im (Nach)Kriegsdeutschland gibt es wenige glückliche Momente. Jedes kleine Glück wird überschattet vom Krieg und seinen Folgen. Somit erlebt die Generation kaum Glücksmomente - eine Generation ohne Glück. Ich gebe zu, dass mein Glücksklee hier sehr literarisch war ;))

Zu 4. Im Krieg wurde über Grenzen gegangen - nicht nur über die Ländergrenzen, sondern auch über die Grenzen der Menschlichkeit. Der Mensch verliert im Krieg jegliche Hemmung, wichtig ist allein das Überleben. Diese Generation hat eine unglaubliche Hemmungs- und Grenzenlosigkeit erlebt. Der Krieg kennt keine Grenzen und hat keine Hemmungen.

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@LolleFee

Vielen, vielen Dank! Ich bin so glücklich diesen Text endlich verstanden zu haben, sodass ich endlich das Kapitel schreiben kann :) Ich bin dir sooooooooooooooooooooo dankbar <3

wenn ich könnte würdest du jetzt einen Stern bekommen, aber dafür fehlt schätze ich eine zweite Antwort :D

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