Indirekte Rede Erklärung gesucht

5 Antworten

warum so kompliziert? Guck doch nach den Anführungszeichen.

Thomas sagte, er hätte nie etwas von Sven gehört. = indirekte Rede. 

Thomas sagte: "Ich habe nie etwas von Sven gehört" = direkte Rede. 

Es geht auch ganz anders. Ich traf am Abend auf Siliva, die mir versicherte: "Thomas hat nie etwas von Sven gehört."

Es kommt halt darauf an, ob jemand etwas tatsächlich sagt oder ob nur davon berichtet wird, dass etwas gesagt wird. 

Deine Beispiele hinken ganz gewaltig: 

"Er meint, sie sei krank.", könnte durchaus in einem Dialog zwischen zwei Personen vorkommen. Dann ist es eine direkte Rede. 

In einem Satz der lautet: Am Abend traf ich Thomas und fragte ihn nach Silvia. Er meinte, sie sei krank. In diesem Fall ist der Satz zwar eine Aussage von Thomas, aber indirekt, weil er das nicht wirklich sagt, sondern der Erzähler nur darüber berichtet, dass Thomas etwas gesagt hat. 

Dein zweiter Satz: "Ich denke, das ist kein Problem" kann nur in einem Dialog, bzw. Monolog funktionieren und ist demnach eine direkte Rede. 

Ich merke es mir so, dass mit der indirekten Rede etwas mitgeteilt wird, was vorher dir mitgeteilt wurde. Du gibst das wieder was du oder andere gesagt haben oder vielleicht sogar in diesem Moment sagen. Das ist schwer zu erklären
PS: Es muss bei der indirekten Rede soweit ich weiß ein Verb, das den Sprachgebrauch deutlich macht vorkommen

Vielleicht stolperst Du über einen der folgenden Sachverhalte:

  • Ein Hauptsatz mit Verb-Zweitstellung (V2) ist als Objekt grundsätzlich falsch. Eine solche Konstruktion geht nur im Konjunktiv, und dann handelt es sich um indirekte Rede. Aber umgangssprachlich oder regional werden auch V2-Sätze im Indikativ als indirekte Rede oder Objekt-Sätze verwendet ("Er sagt, es geht nicht", "Ich weiß, es ist spät"). Es kann sein, dass in der Schweiz sogar "Ich freue mich, du bist da" völlig in Ordnung ist; da kenne ich mich nicht aus.
  • Bei wissen, feststellen, überzeugt sein, sich sicher sein, (auch: bezweifeln, fordern) kommt keine indirekte Rede, sondern ein Objekt(-Satz). Dabei steht die "Tatsache" im Indikativ. Sagen, denken, meinen, sehen wird manchmal in diesem Sinne verwendet.
  • Der Konjunktiv hat immer den leichten Beigeschmack, möglicherweise Falsches zu behaupten. In der ersten Person Präsens klingt das schon recht seltsam. Auch beim Zitieren Anwesender oder Dritter wirkt das schnell unhöflich. Formal kann man dies mit "dass+Indikativ" umgehen, aber beim Sprechen rutscht einem leicht ein einfacher Hauptsatz im Indikativ heraus. Setzt man im Protokoll einen Doppelpunkt davor, ist man wieder auf der sicheren Seite.

In Deinem Link wird "dass+Indikativ" als indirekte Rede klassifiziert, obwohl dieselbe Seite baugleiche Beispiele unter "Objektsatz" auflistet. Sieh es am besten so: Indirekte Rede kann durch einen Objektsatz ausgedrückt werden.

Der Konjunktiv I von sein wird viel häufiger durch Konjunktiv II ersetzt als canoonet behauptet: "Er/sie/es sei" riecht eben nach Imperativ und wird vermutlich deshalb gern durch wäre ersetzt.

Dein angeprangerter Satz "Ich denke, das ist kein Problem" ist also umgangssprachlich oder regional. Korrekt schreibt man:

  • "Ich denke, dass es kein Problem ist": Objektsatz, keine indirekte Rede.
  • "Ich denke, dass es kein Problem wäre": Indirekte Rede via Objektsatz.
  • "Ich denke, das wäre kein Problem": Indirekte Rede.
DerMoti 
Fragesteller
 26.03.2016, 12:55

Super Antwort, sehr ausführlich. Also ist "Ich denke, das ist kein Problem." Umgangssprache. Wenn man also das sei durch wäre ersetzt, dann wäre doch, wenn man sehr formell ist, "Ich denke, das sei kein Problem" richtig, oder?

Jedoch sagt das ja keiner im mündlichen Sprachgebrauch. Klingt ja auch seltsam.

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ralphdieter  26.03.2016, 14:31
@DerMoti

Ich muss mich korrigieren: Wäre passt zwar, aber damit ändert sich die Bedeutung ein wenig. Vom Satzbau her ist also  "Ich denke, das sei kein Problem" korrekt.

Aber bei indirekter Rede distanziert man sich ja gewöhnlich vom Gesagten; der Konjunktiv lässt offen, ob es stimmt. Wenn man sich selbst zitiert, passt das logisch vorne und hinten nicht.

Bei Selbst-Zitaten würde ich den Konjunktiv allerhöchstens in der Vergangenheit benutzen. Selbst da klingt es äußerst formal. Ich weiß ja, ob ich damals richtig oder falsch lag, verrate es aber nicht. In der Gegenwart müsste ich für diese Distanz zu mir selbst schon ein wenig schizophren sein.

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DerMoti 
Fragesteller
 27.03.2016, 03:26
@ralphdieter

Aber wenn man extrem pingelig ist, dann müsste man einen Grammatikfehler begehen, wenn man bei "Ich denke, das sei kein Problem" den Konjunktiv 1 auslässt. Man kann das theoretisch nur mit dass+Indikativ umgehen. Aber echt, die Grammatik ist schon ein wenig lückenhaft, wenn keiner es so sagt, wie es rein formell richtig wäre, also mit Konjunktiv 1, sogar im Präsens, wobei niemand, den ich kenne, "Ich denke, das sei kein Problem" schreiben würde. 

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ralphdieter  27.03.2016, 08:50
@DerMoti

So funktioniert Grammatik (leider) nicht.

wenn keiner es so sagt, wie es rein formell richtig wäre

... dann ist das eine Ausnahme (und sicher nicht die erste). Grammatik muss sich damit begnügen, die Sprache so zu beschreiben, wie sie tatsächlich ist.

Ich kann mir sogar vorstellen, dass ein gutes Grammatikbuch bei der indirekten Rede den Ich-Fall gesondert betrachtet oder Objektsätze mit V2-Stellung beschreibt. Aber nach den uns beiden bekannten Regeln ist zumindest der Indikativ falsch. Ob der Konjunktiv sei korrekt ist, bleibt aber vorerst offen.

Möglicherweise lautet die einzige richtige Form: "Ich denke, dass es kein Problem ist".

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DerMoti 
Fragesteller
 27.03.2016, 14:01
@ralphdieter

Wieso bleibt es offen, dass der Konjunktiv 1 "sei" korrekt ist? So weit ich weiß, ist "sei" und "wäre" korrekt, denn es handelt sich ja, so wie du gesagt hast, um indirekte Rede mit Konjunktiv. Aber der Satz mit dass+Indikativ ist dann ja eine von Drei Möglichkeiten, die formell zulässig sind ("Ich denke, das sei/wäre kein Problem",

"Ich denke, dass es kein Problem ist"). Oder irre ich mich da? 



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DerMoti 
Fragesteller
 29.03.2016, 12:44
@DerMoti

Ralph? Kannst du dich dazu äußern?

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ralphdieter  30.03.2016, 02:16
@DerMoti

Wieso bleibt es offen, dass der Konjunktiv 1 "sei" korrekt ist?

Kurz: weil es komisch klingt.

Lang: Niemand will sich von dem, was er selbst jetzt sagt oder denkt, mit Konjunktiv distanzieren. Grammatik-Bücher kümmern sich nicht um solche pathologischen Fälle.

es handelt sich ja, so wie du gesagt hast, um indirekte Rede mit Konjunktiv.

Das habe ich nicht gesagt. Du verwirrst mich immer mehr! Jetzt habe ich Deine Frage nochmal gelesen und fasse zusammen:

  • "Ich denke, es ist kein Problem" ist vermutlich umgangssprachlich.
  • "Ich denke, dass es kein Problem ist" ist völlig ok. Ob es sich hier um indirekte Rede handelt, hängt nur davon ab, ob ich wörtlich "Es ist kein Problem" denke.
  • "Ich denke ..." mit Konjunktiv I wäre grammatikalisch vielleicht richtig, aber inhaltlich problematisch. Das ist nur bei anderen Personen oder in der Vergangenheit sinnvoll.
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DerMoti 
Fragesteller
 30.03.2016, 09:25
@ralphdieter

Danke, dass du es noch mal zusammengefasst hast. Ja, grammatikalisch richtig ist "Ich denke, das sei kein Problem" schon (vom Satzbau her und wenn man die Indirekte-Rede-Regeln befolgt), so wie du sagtest, aber es hört sich eben schizophren an. Deshalb weicht man auf dass+Indikativ aus, damit es nicht so formell und eingebildet klingt. Der Beispielsatz (Ich denke, das ist kein Problem) ist Umgangssprache. Richtig, oder?

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DerMoti 
Fragesteller
 30.03.2016, 09:28
@DerMoti

(Nur damit ich es endgültig verstanden habe)

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DerMoti 
Fragesteller
 31.03.2016, 12:32
@DerMoti

Ich hoffe doch, dass es richtig ist.. Ralph? Einfach nur eine kurze Bestätigung,  ob ich es richtig verstanden habe.

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ralphdieter  01.04.2016, 18:15
@DerMoti

Passt soweit alles!

Nur am Wort "ausweichen" reibe ich mich ein wenig: Wenn man lieber etwas Vernünftiges (statt Unsinn) sagt/schreibt, ist das keine Notlösung.

Die Verwendung von sagen, denken, usw. ohne indirekte Rede ist nichts Ungewöhnliches: "Ich sage die Wahrheit", "Ich denke nichts Böses", "Ich sage, was ich weiß" usw.

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DerMoti 
Fragesteller
 02.04.2016, 01:21
@ralphdieter

Sind ja nur einfache Hauptsätze. Es geht ja um Hauptsätze mit V2 Objektsätzen oder, eben im Indikativ, um dass+Indikativ. Danke für die Rückmeldung!

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DerMoti 
Fragesteller
 02.04.2016, 19:55
@DerMoti

Oh, mir ist da noch was eingefallen. Sind deine Verben, die du in deiner Antwort oben beschrieben hast, die einzigen Verben, bei denen der Objekt-V2-Satz im Indikativ stehen darf? Ich meine nämlich, dass ich weiß, dass die Verben "glauben" und "hoffen" keine Indirekte Rede einleiten, oder? Also müssten diese Sätze keine Umgangssprache sein:

Er hoffte, du warst gesund.

Er glaubte, du hattest einen Termin.

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ralphdieter  04.04.2016, 17:15
@DerMoti

Sind ja nur einfache Hauptsätze

mit Akkusativ-Objekt! Dieses kann (wie immer) auch ein Nebensatz sein. Dadurch wird es aber nicht zwangsläufig eine indirekte Rede.

Nebensätze haben aber das Verb am Ende. Die einzige Ausnahme, die ich kenne ist die indirekte Rede, und da muss der Nebensatz im Konjunktiv stehen. Ich kenne sonst keine Regel, die Nebensätze mit Verb-Zweitstellung erlaubt. Deshalb vermute ich stark, dass das regional oder umgangssprachlich ist. Das gilt dann auch für Deine neuesten Beispielsätze.

Eigentlich sieht man diese fragwürdige Konstruktion bei allen Hauptsätzen, die eine Tatsache als Objekt haben, also in Verbindung mit:

  • glauben, hoffen, annehmen, vermuten, denken, meinen, sagen, fragen, wissen, sehen, hören, fühlen, träumen, wünschen, beschließen, freuen, befürchten, erfahren, lernen, bedeuten, ...

Natürlich sind in dieser Liste alle "Verben aus dem Wortfeld sagen" enthalten. Damit will ich zeigen:

  • Verben aus dem Wortfeld sagen können auch mit einem normalen Objekt(-Satz) stehen. "Ich sage, was ich weiß" bedeutet eben nicht: "Ich sage: »Was weiß ich!«"; also keine indirekte Rede hier.
  • Indirekte Rede kann bei allen Verben vorkommen, die ein Autor als Ersatz für sagen verwendet. Wandle mal folgende Sätze in indirekte Rede um: "Der Lehrer vermutet: »Einer von euch beiden hat abgeschrieben.«", "»Der Frühling ist da!« freute sie sich".

Fazit:

  1. Um indirekte Rede zu erkennen, ist ein einleitendes Verb aus dem Umfeld von sagen nur ein Indiz, denn kreative Schreiber können fast jedes Verb im Sinne von sagen einsetzen.
  2. Umgekehrt können alle diese Verben auch ohne indirekte Rede stehen. Dir bleibt also nichts anderes übrig, als den Satz in eine direkte Rede umzuformen. Klappt das, war's indirekte Rede.
  3. Ein Nebensatz mit Verb-Zweitstellung im Indikativ ist meines Wissens nach ungrammatisch. Man muss ihn erst reparieren, bevor man ihn auf indirekte Rede untersuchen kann.
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ralphdieter  05.04.2016, 10:11
@DerMoti

Entweder muss das Verb im Nebensatz ans Ende gestellt oder in den Konjunktiv gebracht werden (oder beides).

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Ich glaube, das ist kein Problem. (Das Verb "denken" ist hier falsch.)

Er sagt, er finde es gut. (Indirekte Rede > Konjunktiv)

direkte rede ist immer in anführungszeichen, also ein zitat. indirekte rede ist alles andere.

tim sagt: "ich muss nach hause". <- direkte rede.

tim sagt, er müsse nach hause. <- indirekte rede.

so einfach ist das. zu mindest hatte ich damit nie irgend ein problem.