Ich wollte mal wissen welche Gründe es gibt für die Entwicklung neuer Lebensformen an den unterschiedlichen Zeitgrenzen?

2 Antworten

Die Zeitgrenzen, von denen du sprichst, sind in den meisten Fällen nicht Zäsuren, die in der Erdgeschichte vorkamen, sondern einfach willkürlich gesetzte Abgrenzungen, um das Alter der Gesteinsschichten zu bestimmen, in welchem sie abgelagert wurden.

Schwer zu verstehen? Erkläre ich es einmal einfach: Stell dir mal vor, du würdest in deinem Zimmer nie wieder staubwischen. Was würde passieren? Die Staubschicht wird immer dicker und dicker. Der alte Staub liegt unten und wird von den neuen Staubschichten immer weiter zusammengedrückt und verdichtet. Pustest du jetzt gegen diese Staubablagerung, wird der obere, noch nicht so feste Staub weggeblasen, die untere Staubschicht bleibt liegen. Genau das gleiche passiert im Laufe von Jahrmillionen auch in der Erdgeschichte. Ablagerungen setzen sich ab und werden von Wind und Wetter "weggeblasen", das nennt man in der Fachsprache Erosion. Was dann zutage tritt, sind dann die Schichten aus mitunter sehr lang zurückliegenden Zeitaltern.

Da klimatische Veränderungen, die sich damals immer wieder ergaben, mal die Ablagerung des einen, mal die Ablagerung von anderen Mineralien besonders begünstigen, haben die Schichten manchmal eine andere Färbung als die darunter- bzw. darüberliegenden Schichten. Diese Farbveränderungen werden von den Geologen einerseits benutzt, um Zeitaltergrenzen zu ziehen, aber auch und vor allem sogenannte Leitfossilien. Jede Tierart lebt nur eine ganz bestimmte Zeit auf unserem Planeten, bevor sie durch andere Tierarten verdrängt wird oder aus sonst einem Grund ausstirbt. Wenn man das alter bestimmter, sehr häufiger Tierarten (wie zum Beispiel für das Erdmittelalter die Ammoniten) bestimmt, kann man die Ablagerungsschichten, in denen diese Tierart auftritt, als Anzeiger dafür nemen, wann ein Zeitalter endet und ein anderes beginnt: Dort, wo man die ersten der betreffenden Ammonitenart zum Beispiel findet, beginnt das eine Zeitalter, dort, wo man den letzten findet, endet es.

Den meisten dieser "Zeitgrenzen" folgte allerdings nicht eine plötzliche Neuentwicklung vieler Arten, also keine sogenannte Radiation. Alle Tiere entwickeln sich nicht plötzlich und gehen aus einer Vorgängerart hervor, sondern sie entwickeln sich ganz allmählich zu ihr hin - wie in einem Film. Da wir aber in der Paläontologie immer nur Momentaufnahmen in den Fossilberichten haben, sieht es manchmal so aus, als würde es "Plopp" machen und eine neue Art wäre Plötzlich da. Das liegt daran, dass von unserem "Film" immer nur einzelne Bildfragmente erhalten sind. Es ist wie ein Daumenkino, bei dem die meisten der Seiten fehlen.

An manchen Punkten in der Erdgeschichte passierte es allerdings doch, dass sich innerhalb eines verhältnismäßig kurzen Zeitraumes viele neue Arten entwickelten. Diese explosionsartige Radiation hängt oft sehr eng mit einem weltweiten Artensterben zusammen: Eine Katastrophe führt dazu, dass viele Arten aussterben und ökologische Nischen frei werden. Die Überlebenden der Katastrophe nehmen nun die freigewordenen Plätze ein. Der Selektionsdruck begünstigt nun eine schnelle Veränderung des Körperbaus, um sich an die neuen Bedingungen anzupassen.

Punkte in der Erdgeschichte, wo genau das passiert ist, ist zum Beispiel die berühmte KP-Grenze (Früher KT-Grenze) im Übergang von der Kreidezeit zum Paläogen, als ein riesiger Asteroid die Erde traf und ein Massenaussterben verursachte. Andere solcher Punkte finden sich am Ende der Trias, als der Superkontinent Pangaea auseinanderbrach, oder vor allem am Ende des Perms, als sich infolge gewaltiger Vulkanausbrüche in Sibiren das größte bekannte Massenaussterben der Welt ereignete. Nach all diesen Punkten kam es auch zu einer rasanten Radiation und es entwickelten sich in relativ kurzen Zeiträumen viele neue Arten. Dies sind aber alles Ausnahmeentwicklungen. Massenaussterbewellen sind in der Erdgeschichte eher selten.

Woher ich das weiß:Hobby – Jahrelange Begeisterung für die Natur und ihre Bewohner.

Erdgeschichtlich sind das aussterben von Riffbauern und das aufkommen von neuen, Riffbauenden Arten innerhalb von nur 20 Millionen Jahren schon ein "plopp", aber Du hast recht, man darf sich das nicht so vorstellen als würde der Garten hintem Haus über Nacht anders aussehen.

P.S.: Dann haben wir ja Glück, das wir gerade eine Welle mit ansehen können ;) *Popcorn machen geht*

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@matmatmat

Ja, vielleicht sogar die größte seit dem Ende der Kreidezeit... Jeden Tag sterben bereits mehr als 300 (!) Arten aus, da kann man schon von einem Mass-Extinction-Event sprechen.

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Deine Frage schaut... in die falsche Richtung. Da waren keine Zeitgrenzen und an denen sind dann neue Tiere entstanden. Das war so:

Ein großteil der Tierarten starb zu einem Zeitpunkt aus. Durch Umweltveränderungen waren viele Tierarten die nicht gut an die neuen Bedingungen angepaßt waren zum aussterben verdonnert. Das kann zum Beispiel von einem Meteoriteneinschlag kommen, der die Sonne verdunkelt, den Planet anzündet, usw. aber auch von solchen Sachen wie den Ersten Landpflanzen die den Sauerstoffgehalt der Atmosphäre erhöht haben, Bodenerosion vorantrieben und so die Meere vollkommen veränderten.

Durch diese Ausgestorbenen Arten entstanden "Lücken" im Ökosystem. Die Nachkommen der überlebenden Arten paßten sich an, füllten diese Lücken und waren dann die neuen Arten. Das passiert ständig, aber langsam und an diesen drastischen Grenzen sterben eben sehr viele auf ein mal aus und es gibt viele neue wenn sich dann der Planet erholt. Man spricht von 6 großen Massensterben, 5 davon historisch, das 6. lößt der Mensch gerade selbst aus.

Die Zeitgrenze ist eher was, das der Mensch festgelegt hat, um in diese Abfolge von Massenaussterben mit anschließendem Massenerfinden neuer Arten ein System rein zu bringen und diese "Zeitalter" zu benennen.


Danke ich hatte echt keine Ahnung

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@Waakye

Eine gute Antwort, aber erlaubst du mir, deine Argumente etwas zu verfeinern? An manchen Stellen benutzt du Begriffe und schilderst Vorstellungen, die so nicht ganz korrekt sind.

Der Sauerstoff in der Atmosphäre wird vor allem durch pflanzliches Plankton in den Meeren beeinflusst als durch die Landpflanzen. In den Zeitaltern, als es viele seichte Schelfmeere gab, lag der Sauerstoffanteil in der Atmosphäre am höchsten. Natürlich spielen die dichten Wälder dieser Zeit ebenfalls eine Rolle, aber nicht die entscheidende.

Auch beugen Landpflanzen der Bodenerosion eher vor und verhindern eine Abtragung, als dass sie sie begünstigen.

Und ich würde den Begriff "historisch" durch "erdgeschichtlich" ersetzen, denn "historisch" bezieht sich eigentlich ausschließlich auf die Menschheitsgeschichte als auf erdgeschichtliche Ereignisse.

Insgesamt hast du es aber sehr gut auf den Punkt gebracht und erklärt. Daumen hoch! =)

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@MarkusPK

Danke Dir. Ist nicht ganz einfach, 4 Milliarden Jahre,  6 Massenaussterben und die Gründe dafür in 8 Sätze zu packen. Dabei ist wohl nicht nur einiges auf der Strecke geblieben sondern ich habs auch unklar erklärt.

Der einzige Abschnitt der Erdgeschichte, in dem Landpflanzen wohl auch für das CO2 eine erhebliche Rolle gespielt haben dürfte das Karbon gewesen sein? 2200 ppm -> 800 ppm CO2 und 15% -> 32% O2. Es lebe das Lignin ;)

Das Problem mit den ersten Landpflanzen war wohl wirklich die erhöhte Bodenerosion, siehe Experimente von Lenton. Was damals passiert ist, war nicht wie heute, daß tiefe Wurzeln losen Humus festgehalten haben. Den gab es ja noch gar nicht. Diese ersten Pflanzen konnten (und können noch heute) die Oberfläche von Steinen anlösen. Ganz normales Moos bekommt Granit kaputt und man vermutet, das diese Erosion die Chemie im Meer erheblich verändert hat damals und das das wiederum zum Massenaussterben beigetragen hat.

Wer dazu mehr erfahren will, für den kann ich gerne ein par Buchtips zusammenschreiben, für GF ist das entschieden zu viel Information...

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