Haltung der Kirche zum NS?

5 Antworten

Die Kirchen waren nicht sehr begeistert von Nazis, weil diese sie nicht als "Glaubenshoheit" oder so akzeptierten. d.h. die Nazis fanden, dass man eigentlich sehr gut ohne Kirche auskommen kann (haben tw. auch germanische Göttersymbolik und so kultuviert), und das hat die Kirchen gestört, die fühlen sich nämlich gerne unentbehrlich.

de facto haben sie sich dann aber ganz gut mit den Nazis arrangiert. Siehe dazu den Ausspruch von Ratzinger, dass "alle in der HJ waren"... d.h. er sah es nicht als die Pflicht eines Katholiken, der HJ fern zu bleiben...

die haben sich arrangiert

Hallo,

die katholische Kirche war stets deutlich ablehnend dem Nationalsozialismus gegenüber eingestellt, da sie ihn für unvereinbar mit der katholischen Lehre hielt.


Glaubenskongregation des Vatikan am 25.03.1928: „Wie der Heilige Stuhl
allen Hass und alle Feindschaft unter den Völkern verwirft, so
verurteilt er ganz besonders den Hass gegen das Volk, das Gott in seinen
uralten Tagen zu dem seinen erwählt hat - nämlich jenen Hass, den man
üblicherweise als Antisemitismus bezeichnet.“


Paderborner Erklärung, die am 10. März 1931 allen Katholiken verlesen
wurde und für alle Katholiken verbindlich war: "Er macht das Gefühl
einer Rasse zum Richter über religiöse Wahrheiten, über Gottes
Offenbarung und über Zulässigkeit des von Gott gegebenen Sittengesetzes.
In seiner letzten Konsequenz leugnet er den universalen Charakter der
katholischen Kirche. Das Reich Christi gilt uns Katholiken aber als
international, universal, katholisch. ... so ist für katholische
Christen die Zugehörigkeit zur NSDAP unerlaubt,"

----> Die Exkommunikation für die Mitgliedschaft in der NSDAP wird in einigen Teilen Deutschlands sehr konsequent umgesetzt.


DEKRET JEDEN NAZI AUS DER KIRCHE AUSZUSCHLIEßEN Diese Weisung wird am
11. Oktober 1930 in der päpstlichen Kirchenzeitung „Osservatore Romano“
veröffentlicht.

17. bis 19. August 1932 tagte in Fulda die gesamtdeutsche katholische
Bischofskonferenz und sprach sich gegen die NSDAP aus. Sie verbot die
Zugehörigkeit zur Partei und ihre Unterstützung. Aus dem Protokoll:
„Sämtliche Ordinariate haben die Zugehörigkeit zu dieser Partei für
unerlaubt erklärt, weil 1. Teile des offiziellen Programms derselben, so
wie sie lauten und wie sie ohne Umdeutung verstanden werden müssen,
Irrlehren enthalten, 2. weil die Kundgebungen zahlreicher führender
Vertreter und Publizisten der Partei glaubensfeindlichen Charakter,
namentlich feindliche Stellung zu grundsätzlichen Lehren und Forderungen
der katholischen Kirche enthalten, … 3. Es ist das Gesamturteil des
katholischen Klerus und der treu katholischen Vorkämpfer der kirchlichen
Interessen im öffentlichen Leben, daß, wenn die Partei die heiß
erstrebte Alleinherrschaft in Deutschland erlangt, für die kirchlichen
Interessen der Katholiken die dunkelsten Aussichten sich eröffnen. 4. Es
ist nicht entschuldbar, wenn weite Kreise der Partei sich anschließen
in der Absicht, nur die wirtschaftlichen Interessen und die Ziele des
weltlich politischen Gebietes, wie sie in der Partei vertreten sind,
damit unterstützen zu wollen. Denn die Unterstützung der Partei selbst
schließt, man mag wollen oder nicht, die Förderung ihrer Gesamtziele
ein.“

Alles zitiert von: http://www.kcpm.de/index.php/Aktuelle-Beitrage/Kirche-im-NS-Staat-Priester-im-KZ.html


Ich habe gestern mal wieder einen Blick in das Buch '' Letzte Gespräche mit Benedikt XVI.'' geworfen. Er beklagt auch darin, dass obwohl nach dem 2. Weltkrieg allen Leuten völlig klar war, dass die Kirche gegen den Nationalsozialismus gewesen war und immer als Ort des Widerstandes angesehen wurde, in der  heutigen Zeit plötzlich das Gegenteil behauptet wird.

Dass in jüngerer Zeit plötzlich das Gegenteil behauptet wird, ist sicherlich dem allgemein kirchenfeindlichen Klima geschuldet. In diesem Kontext sollte man sich dann aber fragen, warum die Kirche durch die Nationalsozialisten so bekämpft wurde und man mittels des Reichskonkordates sich sogar zusichern wollte, dass katholische Priester nicht mehr politisch aktiv werden und Hitler dafür sogar bereit war, große Zugeständnisse zu machen.

Das hat den Papst aber auch nicht daran gehindert, Juden zu verstecken und die Enzyklika '' Mit brennender Sorge'' zu schreiben:

http://www.spiegel.de/einestages/legendaeres-geheimschreiben-a-947516.html

Viele Grüße

RKATHOLIK






In deinem Artikel hast du wohlweislich die Zeit nach 1933 ausgeklammert. Da hat sich nämlich die RKK diesem Verbrechen angedienert bis zu geht nicht mehr. Sie muss einfach mit der geschichtlichen Tatsache leben, dass viele offizielle Stellen einen Verbrecher unterstützt haben.

Als Jägerstädter sich weigerte Wehrdienst zu leisten hat ja auch der Bischof ihn dazu aufgefordert und es sogar als seine vaterländische Pflicht bezeichnet.

Ähnliches ist ja auch in Italien mit der Mafia geschehen. Es beweist sich halt immer wieder:

Die katholische Kirche unterstützt jeden Verbrecher, der an der Macht ist.
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@josef050153

Hallo,

obwohl es um die Zeit nach 1933 gemäß der Fragestellung hier  nicht ging, habe ich die Zeit nicht ausgeklammert. Die Enzyklika "Mit brennender Sorge", wozu ich den Link des Artikels angab, den du offensichtlich nicht gelesen hast, wurde nach der Machtergreifung geschrieben. Ferner habe ich noch einen weiteren Link angegeben, der auch auf die Zeit nach 1933 eingeht. Dass ich darauf nicht den Schwerpunkt legte, ist dem Fragesteller geschuldet, der danach nicht gefragt hat.

Die Aussage, die Katholische Kirche sei an der Seite jedes Verbrechers, der an der Macht ist, ist billige Polemik und zeugt mehr von Hass gegen eine Religion denn von historischer Ahnung.

Viele Grüße

RKATHOLIK

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Welche Stellungnahme? Ich kann Dir generell sagen, dass die katholische Kirche durch das Reichskonkordat (dessen Nachwehen heute noch z.B. im Freidhofszwang unseren säkularen Staat entsäkularisieren) eine duldende Haltung gegenüber dem NS-Regime eingenommen hat. Da die evangelische Kirche keine bindende Dachorganisation hat, so wie die Katholische, gab es da keine Leitmeinung. Allerdings ist der Anteil von reichskritischen bis -feinlichen evangelischen Geistlichen (z.B. Dietrich Bonhöffer) sehr viel höher gewesen - klar - die Katholiken müssen ja gehorsam sein...

Hallo unsere Lehrerin meinte ,dass die Kirche 1930 und 1933 zum NS Stellung nahm

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@lucasfe

ach so, die hab ich jetzt nicht im Kopf, wist Du googln müssen...

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Hallo,

es ist allgemein bekannt, dass die katholische Kirche deutlich kritischer gegenüber dem Nationalsozialismus war als die Protestanten.

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@BaalAkharaz

Siehe dazu meinen Beitrag. Das Reichskonkordat war Hitlers Versuch, Ruhe zu bekommen, weil die Kirche ihm schon den Aufstieg erschwert hatte. Siehe dazu auch das Wahlergebnis 1933: Je katholischer die Bevölkerung, desto weniger Stimmen erhielt die NSDAP, weil es Katholiken verboten war, für die NSDAP zu sein.

Viele Grüße

RAKTHOLIK

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@RKATHOLIK

hatte ich gar nicht gesehen. Da Du Dich da offensichtlich so gut auskennst (das liest sich jetzt böse, aber so meine ich das nicht!), kannst Du Dir erklären (oder gibts da was Offizielles), warum die Kirche das Konkordat dann angenommen hat?

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@BaalAkharaz

Hallo,

es war sicherlich mehreren Dingen geschuldet:

1. Man erhoffte sich, dass man sich mit dem Reichskonkordat die eigene Stellung sichern könne. Man hatte ja zuvor die Wahl ''verloren'' und war deshalb in der Defensive. Und plötzlich kommen die Nationalsozialisten an und sagen: '' Eigentlich sind wir gar nicht so Böse. Wir haben Nichts gegen euch. Wir wollen euch in Ruhe lassen und euch eure Stellung zusichern.''

Dies wurde auf katholischer Seite natürlich gerne gesehen und man hoffte, dass man sich so die Stellung der Kirche im Reich sichern könne.

2. Das Reichskonkordat war die erste außenpolitische Handlung Adolf Hitlers. Man könnte die Stimmung damals sicherlich auch etwas mit der jetzigen ''Donald Trump'' - Situation vergleichen. Niemand wusste so richtig, was Hitler von dem, was er gesagt hatte, wirklich umsetzen wollte und konnte. Frei nach dem Motto: Es wird wahrscheinlich nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wurde.

(Niemand soll hier bitte rauslesen, dass ich Donald Trump mit Hitler vergleiche!!)

Es war damals auch kaum abzusehen, dass Hitler die Welt in diesen furchtbaren Krieg stürzen würde und diese barbarischen Verbrechen begehen würde.

3. Man war naiv, da man Hitler nicht einschätzen konnte und möglicherweise ihn auch nicht ernstnahm. (Siehe hierzu auch die heutige Donald-Trump Situation)

4. Hitler war demokratisch gewählt und zum rechtmäßigen Reichskanzler des Deutschen Reiches ernannt worden. Es war also nicht ein Vertrag zwischen den Nationalsozialisten und der Kirche, sondern zwischen Deutschland und der Kirche. 

Alles in Allem erhoffte man sich, das Reichskonkordat würde die Stellung der katholischen Kirche im Reich sichern. Dies war dann jedoch nicht der Fall, da bereits kurze Zeit später die Regierung begann, die kirchlichen Organisationen aufzulösen und die Jugend und das Volk in eigenen Vereinen gleichzuschalten. Es ging den Machthabern mit dem Konkordat sicherlich nur darum, die Kirche zum Schweigen zu bringen und den Widerstand der Katholiken zu schwächen, um in der Anfangszeit die eigene Stellung abzusichern.

Viele Grüße

RKATHOLIK

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@RKATHOLIK

da sag ich Dank für die Info, über die nazikritische Haltung Roms vor dem Konkordat hatte ich vorher noch nie gehört. Deine These mit der generell kirchenfeindlichen Haltung stimmt vielleicht echt...

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@BaalAkharaz

Er sagt ja hier selber, dass die Kirche gerne mit den Nazis zusammen gearbeitet hat, vorausgesetzt dass die Nazis nett zur Kirche waren, und dass die Kirche "ihre Stellung sichern" wollte...

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@Accountowner08

Ich habe nirgendwo behauptet, die Kirche hätte gerne mit den Nationalsozialisten zusammengearbeitet. Das ist katholikenfeindlicher historischer Unsinn. Dass die Kirche ihre Stellung sichern wollte, habe ich hingegen behauptet und das halte ich auch für historisch plausibel und persönlich auch für legitim. Dazu muss man aber ebenfalls bedenken, dass es schon vor der nationalsozialistischen Machtübernahme Verhandlungen gab. Die neue nationalsozialistische Reichsregierung war die demokratisch legitimierte Regierung Deutschlands. Daher bleibe ich dabei, darauf zu verweisen, dass es nicht ein Vertrag zwischen der Kirche und der NSDAP, sondern ein Vertrag zwischen der Kirche und Deutschland.

Viele Grüße

RKATHOLIK

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@RKATHOLIK

Ich halte das "Stellung sichern" nicht für legitim. Aber schön, dass du wenigstens ehrlich dazu stehen kannst, dass es stattgefunden hat.

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Welche Stellungnahmen meinst du denn? Etwa diese hier?

http://ivv7srv15.uni-muenster.de/mnkg/pfnuer/o-mainz.htm

Die haben ihre Haltung aber dann auch noch gründlich geändert, so dass Ratzinger Papst werden konnte, obwohl er in der HJ war, und dann auch noch behauptete, dass alle in der HJ waren...

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@Accountowner08

Nach der Machtübernahme Hitlers 1933 hat sich die Haltung der RKK zu ihm radikal verändert. Es haben ja schon früher viele Katholiken ihn als Retter vor dem Kommunismus gesehen, aber dann wurde er auch offiziell hofiert. Nach dem Reichkonkordat war ja sowieso alles klar.

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