Haben die Römer im Kolosseum Seeschlachten simuliert?

7 Antworten

Nach antiken Quellen hat es im Kolosseum (Amphitheatrum Novum [Neues Amphitheater] bzw. Amphitheatrum Flavium [Flavisches Amphitheater) nachgestellte Seeschlachten als Schauspiele gegeben (eine solche Seeschacht wird Naumachie [lateinisch: naumachia] genannt.

Das Kolosseum wurde auf Initiative des Kaisers Vespasian (Sueton, Divus Vespasianus 9, 1).im Tal zwischen Esquilin, Palatin und Caelius gebaut, dem Ort, an welchem sich vorher der zum berühmten Domus Aureus gehörende See (stagnum) befand. Titus weihte das Kolosseum 80 n. Chr. ein (CIL VI 2059,* Acta Arvalium*; Sueton, Titus 7, 3; Sextus Aurelius Victor, De Caesaribus 10, 5).

Vgl. dazu Inge Nielsen, Kolosseum. Übersetzung: R. Struß-Höcker. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 6: Iul – Lee. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1999, Spalte 668 – 670

Spalte 669: „Die Eröffnung des K.[olosseums] wurde durch ein über einhundert Tage andauerndes Fest geeiert; dabei wurden Gladiatorenkämpfe (->* munera), Kämpfe mit wilden Tieren (venationes) und Seeschlachten (naumachiae*) gezeigt. Die beiden erstgenannten Typen von Schaukämpfen wurden auch in der Folgezeit immer im K.[olosseum] aufgeführt, Seeschlachten sind allerdings für die Zeit nach Titus nicht mehr dokumentiert. Dies deutet darauf hin, daß die unterirdischen Anlagen, die das Füllen der Arena mit Wasser sehr erschwert hätten, erst unter Domitian hinzugefügt wurden.“

Marcus Valerius Martialis (Martial), Liber spectaculorum 24 – 26 und 28 bezieht sich auf eine Naumachie, die Titus bei der Eröffnung gegeben hat.

Eine geschichtliche Seeschlacht zwischen Korkyräern und Korinthern wurde dargestellt (Cassius Dio, 66, 25, 2 - 4).

Sueton, Domitianus 4, 1: Spectacula assidue magnifica et sumptuosa edidit non in amphitheatro modo, verum et in circo, ubi praeter sollemnes bigarum quadrigarumque cursus proelium etiam duplex, equestre ac pedestre, commisit; at in amphitheatro navale quoque.

„Er gab beständig prächtige und kostspielige Schauspiele nicht nur im Amphitheater, sondern auch im Circus, wo er außer den üblichen Rennen der zwei- und vierrädrigen Wagen sogar eine doppelte Schlacht veranstaltete, eine der Fußtruppen und eine der Reiterei; im Amphitheater hingegen sogar eine Seeschlacht.“

Marcus Junkelmann, Gladiatoren : das Spiel mit dem Tod. Mainz am Rhein : von Zabern, 2008, S. 180 verweist auf veröffentlichte Untersuchungen von Heinz Beste:

„Sie werfen vor allem Licht auf die Konstruktion der Arena und der unterirdischen Anlagen einschließlich des alten Problems der Naumachie, der Miniaturseeschlachten, die in den ersten Jahren vor den Umbauten unter Domitian tatsächlich stattgefunden zu haben scheinen. Zum Thema Naumachie hat Termite Art Productions, den vorbildlich recherchierten und realisierten TV-Film »Unsolved History: Roman Colosseum« produziert 82003, Regie James Younger), der auch in Deutschland mehrfach ausgestrahlt wurde.“

Peter Connolly, Colosseum : Arena der Gladiatoren. Aus dem Englischen Übersetzt von Ursula Blank-Sangmeister. Stuttgart : Reclam, 2005 (BBC-books), S. 146 - 151

„Die Naumachia-Kontroverse

Als Vespasian zum ersten Mal die Errichtung eines Allzweck-Amphitheaters im Gelände von Neros goldenem Palast ins Auge fasste, wollte er den See vermutlich in eine naumachia umgestalten. Indem er sich für diesen Standort entschied, glaubte er, das Problem der Wasserversorgung gelöst zu haben, da der See in einem natürlichen Sumpfgebiet lag, das durch den labicanischen Fluss und andere von den umliegenden Hügeln kommende kleinere Bäche gespeist wurde. Aber während der Standort für den gedachten Zweck ideal erschien, warf der weiche Untergrund, als man den Bau der Zuschauertribünen in Angriff nahm, sehr viel größere Probleme auf.

Vespasians ehrgeiziges Projekt wurde zu seinen Lebzeiten nie verwirklicht, und während Titus da weitermachte, wo sein Vater aufgehört hatte, gibt es keinen schlüssigen Beweis, dass bei der Einweihung des Bauwerks im Jahre 80 v. Chr. im Colosseum eine Naumachie aufgeführt wurde. Obwohl es unter dem Gelände einen massiven 6 m tiefen Graben gab, wäre es technisch schwierig gewesen, das 76 m lange und 44 m breite Untergeschoss für eine Seeschlacht zu fluten, anschließend trocken zu legen und für den sich anschließenden Gladiatorenauftritt mit einem Bretterboden abzudecken. Und während es eine Fülle archäologischer Beweise dafür gibt, wie die Arena zur Zeit des Titus abgedeckt war, fehlt von einem Mechanismus für ihre Flutung jede Spur. (Die unterirdischen Systeme des Colosseums sind in Anhang I genauer beschrieben.)

Während der Wasserschauspiele waren die Aufzüge in den Gewölbenischen entlang der Umfassungsmauer wohl hinter den Gittern hochgezogen, sodass kleine Boote darunter unbemerkt versteckt werden und dann plötzlich hervorschießen konnten, um das Publikum zu überraschen. In die Rückwand jeder dieser Gewölbenischen war ein knapp 50 cm breiter Schacht eingelassen. Er hatte in halber Höhe der Mauer einen Auslass. In diesen Schächten könnte sich anfangs ein Gegengewicht für den Aufzug befunden haben. Später wurden sie als Regenabfluss genutzt. Nach heutiger Theorie waren es diese Schächte, mit deren Hilfe die Arena geflutet wurde, aber sie waren zweifellos niemals für diesen Zweck geplant.“

„Zu allererst musste man den Sand, der in der Arena das Blut von Mensch und Tier aufsaugen sollte, zusammenkehren und fortschaffen. Dann musste der Bretterboden abgebaut und weggeräumt werden, einschließlich der hölzernen Stützen. Man konnte mit dem Fluten der Arena erst beginnen, wenn auch die letzten dieser Holzpfähle entfernt und sorgfältig verstaut waren. Die Landschaftskulissen unter der Arena, besonders in der Mitte, wo die größeren Bühnenbilder aufgebaut wurden, musste man in die Tunnel über den Abzugskanälen der Längsachse hinaufziehen. Alsdann waren je nach Bedarf die Schleusen zu öffnen oder zu schließen, um die Schiffe in Position zu bringen. Dies war aber erst möglich, wenn man die wilden Tiere, die im Untergeschoss in Käfigen gehalten wurden, in Sicherheit gebracht hatte.

Das Untergeschoss durfte nur bis zu einer Höhe von 1, 20 m unter Wasser gesetzt werden. Andernfalls würde es zu einer Überflutung der Tunnel und Serviceräume kommen. Für eine größere Tiefe brauchte man wasserdichte Türen. Dies lag gewiss nicht außerhalb der Möglichkeiten römischer Ingenieure, und man könnte meinen, dass Zugbrücken, die als wasserdichte Türe fungierten, nötig waren, um die Kulissen vor der Flutung aus dem Untergeschoss in die Tunnel zu befördern. Je höher das Wasser stand, desto besser konnten die Zuschauer das Geschehen in der Arena beobachten. Aber eine eingeschränkte Sicht ließ sich ebenfalls effektvoll nutzen. Beispielsweise hätten die Zuschauer von ihrer erhöhten Position, von wo aus nur ein Teil des Untergeschosses einsehbar war, womöglich nicht die kleinen Ruderboote gesehen, die unterhalb der Aufzüge untergebracht waren, um im geeigneten Augenblick zu Wasser gelassen zu werden.“

S. 180 – 195

Anzeichen, die auf das mögliche Fluten für Naumachien deuten:

  • drei Travertinblöcke und ein Tragbalken für eine Konstruktion im Untergeschoss bilden ein 8 x 5 m großes Rechteck

  • überall in der Südhälfte des Untergschosses opus signium, der zum wasserdichten Abdichten verwendete gipsähnliche Zement, wo er auf der gemauerten Oberfläche der Umfassuungsmauer seine Spuren hinterlassen hat

  • erhöhte Position der fächerförmigen Bereiche mit etwas tiefer liegenden seitlichen Tunneln

  • höher gelegene Eingänge zu den Schächten hinter den Gewölbennischen

  • vier übergroße Wasserleitungem

Keith Hopkins/Mary Beard, Das Kolosseum. Aus dem Englischen übersetzt von Ursula Blank-Sangmeister unter Mitarbeit von Anna Raupach. Stuttgart : Reclam, 2010 (Reclams Universalbibliothek : Reclam-Sachbuch ; 18611). S. 58 – 59:

„Ein solch außergewöhnliches Schauspiel wäre in dem Bauwerk, so wie es sich uns heute darbietet, gewiss nicht möglich gewesen, da sich das Untergeschoss der Arena mit seinem komplizierten System von Aufzügen und anderen Vorrichtungen, mit denen die Tiere nach oben gehievt wurden), keinesfalls wasserdicht abschotten ließ. Vielleicht war das Amphitheater anfangs, vor dem Einbau der ausgeklügelten Maschinerie, so genial eingerichtet, dass es für eine Flutung geeignet war. Vielleicht hat sich Cassius Dio auch geirrt. Sueton jedenfalls gibt in seiner Darstellung zu verstehen, dass die Wasser-Aufführungen an einer anderen und eigens für diesen Zweck angelegten Örtlichkeit inszeniert wurden.“

Dies bezieht sich allerdings nur auf Sueton, Titus 7, 3 über ein Seegefecht an einem alten Seeschlachtort (navale proelium in veteri naumachia), das in einer Aufzählung über Veranstaltungen vorkommt und auch von einer anderen Naumachie handeln kann. Sueton, Domitianus 4, 1 erwähnt eine Naumachie im Amphitheater.

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soweit ich weiß, haben die viele seeschlachten gehabt. und für unmöglich halte ich das durchaus nicht. in den zeiten wurden viele wegweisende dinge getan.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kolosseum

"Der Raum unterhalb des Arenabodens war ursprünglich nicht bebaut. Nach Entfernung der Holzbohlen konnte er geflutet werden, etwa für die Naumachien (Seeschlachten), wie sie Titus nachweislich zur Einweihung des Kolosseums aufführen ließ."

ich könnte mir gut vorstellen, dass die römer das drauf hatten, denn schliesslich haben sie wasser mittels ihrer äquadukte durch ganze regionen über berg und tal geleitet, sogar durch berge ... also warum nicht auch seeschlachten im kolloseum...

know-how genug hatten sie, mathematisch, technisch etc.

ja die konnten das umstellen zu wasser und zu land das war irre wie die das früher machen konnten !