Gibt es nicht-linke politische Kabarettisten?

14 Antworten

Den rechten Kabarettisten - wie auch immer man rechts und links definiert - scheinen die Themen und gesellschaftlichen Reibungspunkte zu fehlen, da wir in einer tendenziell rechten Gesellschaft leben.

Natürlich könnten sie irgendwelche ideologischen, fiktiven Popanze aufbauen, um dann diese satirisch überhöht anzusprangern, aber damit wäre ihr Gesellschaftsbezug ja auch nur ein irrealer und der Unterhaltswert wäre doch eher gering.

Abgesehen davon kenn ich wenige erfolgreiche Kabarettisten, die sich als Marxisten oder linke Ideologen begreifen würden. Das wird ihnen allenfalls aus der stramm rechts-völkischen Ecke angedichtet ... und damit wären wir wieder bei den Popanzen.

 

Hallo Funaro, Deine Frage ist sehr gut. Man kann sich freuen, dass es auch einmal jemand merkt. Dass unsere Politik und unsere Freizeit, dauernd mit linksgerichteten Parolen und  auch unverschämtheiten ausgerichtet wird. Das schlimme daran ist, dass es viele Leute gibt, die diesen Unsinn langsam glauben, da sie nie etwas anderes hören und dann eben Denken, das muss doch stimmen, wenn man schon fast nichts mehr anderes wie das Linke einmaleins hört. Es kann doch von den meisten Leuten niemand annehmen, dass unser Volk sich wirklich schon langsam links verblenden lässt. Was gehen wir für einer Zeit entgegen? Da kann jeder froh sein, schon über 60 zu sein. Vielleicht bekommt er dann das linke so intelligente Drama, wie es uns Rheinflip vorführt, nicht mehr mit.

Man könnte vielleicht Richard Rogler, Andreas Rebers, Riechling und Bruno Jonas eher rechts verorten, während meinetwegen Pispers, Priol und Schramm dagegen unmissverständlich links einzuordnen sind. Aber das ist schwammig und es ist sowieso schwierig nach links oder rechts zu kathegorisieren. Solche Menschen sind idR zu differenziert und so sind ihre Themen, als das man ihnen mit dieser Schablone genügte.

Wir müssen heute eher nach angepasst & Mitläufer oder Rebell & Infragesteller unterscheiden. Sogesehen sind links aussen und rechts aussen durchaus verwandter und so auch ihre Kritikpunkte, (bzw. links innen und rechts innen) als es zB die Linke und die SPD wären. Sogesehen sind die SPDler schon wieder Rechte, also Mitläufer, Heuchler, Opportunisten und Denunzianten. Während ein linker Müntefering in guter Nazi-Manier "wer nicht arbeitet soll auch essen" verlautbaren lässt, ein widerlich zynischer SPDler names Sarazin rechtsradikale Hasspamphlete vermarktet und ein Marktfaschist names Westerwelle Volksverhetzung gegen Hilflose und -Bedüftige betreibt, kommen aus den Mündern z.B. eines rechten Geißler schonmal sehr linke Töne. Das meiste ist ideologische und ausschließlich narzisstische Schminke. Wer damals ein Mitläufer war, ist es auch jetzt und wer damals im Widerstand war, ist auch heute kritisch. Sogesehen, wenn Du mit links nicht nur kritisch gegenüber der neoliberalen Apartheid und unserer kapitalistischen Verwertungsgesellschaft meinst, sondern kritisch gegenüber Herrschaftssystemen per se, dann kann es keine rechten Kabarettisten geben, geschweige denn Humor! Und wenn, dann nur auf einem relativ seichten Niveau, etwa eines Dieter Nuhr oder viel schlimmer, eines wie heißt der Ike-Ike-Ike Widerling, der ganze Stadions füllt ?

Wieso ordnest du denn Stephen Colbert unter die Rechten ein? Der ist mehr vom Schlag Hans-Dieter Hüsch, wenn dir das noch was sagt.

Er ist sicher für hiesige Verhältnisse konservativ (religiös, zweifelt nicht grundsätzlich am amerikanischen System, usw.), steht aber ansonsten für das, was die Amerikaner liberal nennen. Er persifliert die amerikanische Rechte und die religiösen Extremisten, setzt sich z.B. für Immigranten sein...

Alles in Allem würde er hier genauso in die linke Ecke gestellt, wie viele unserer Kabarettisten, die mit linker Ideologie gar nichts am Hut haben.

Und da liegt der eigentliche Punkt: Kabarettisten werden deshalb als "Linke" diffamiert, weil sie Missstände ansprechen und anprangern, die "Rechte" und "Liberale" zu verantworten haben. Mit der eigentlichen Einstellung der Leute muss man sich dann ja nicht mehr beschäftigen oder gar sich mit den angeprangerten Problemen.

Ich schrieb, dass Colbert, so tut als ob er ein rechter politischer Kritiker wäre.

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Um ein paar Missverständnisse zu klären: Ich habe konservativ und rechts geschrieben, nicht rechtsextrem. Ich meinte damit die politische Perspektiven von CDU, CSU, FDP, von den Tories in England oder von den Republikanern in den den USA.