Gibt es einen Zusammenhang zwischen Innen- & Außenpolitik?

7 Antworten

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Es gibt Zusammenhänge zwischen Innen- und Außenpolitik. Es kann aber nicht ein einziger Zusammenhang angegeben werden, der immer vorhanden ist. Nötig ist ein Bezug auf bestimmte Fälle, wobei es verschiedenartige Wechselwirkungen geben kann.

Die Absichten und Verhältnisse in der Innenpolitik können zu bestimmten Zielsetzungen in der Außenpolitik führen, weil dies Interessen dient oder der Weltanschauung entspricht. Eine Regierung kann versuchen, sich über außenpolitische Erfolge Ansehen zu verschaffen und ihre Stellung zu stützen. Eine Bedrohung von außen kann zu einem inneren Zusammenschließen, aber auch zu Streit über die Strategie führen. Schwerwiegende außenpolitische Niederlagen und Probleme können Umsturzversuche und Aufstände begünstigen. Außenpolitische Ziele können dazu führen, sich mit bestimmten Gruppen im Inneren zu verbünden, um genügend Macht zu ihre Durchsetzung zu haben, und die inneren Verhältnisse so zu gestalten, dass Vorrausetzungen für die Durchführung einer beabsichtigten Außenpolitik entstehen. Bündnisse können von Gemeinsamkeiten in der innenpolitischen Ausrichtung abhängen (ein klassisches Beispiel sind griechische Staaten im 5. Jahrhundert v. Chr., bei denen Oligarchen und Demokraten eine Tendenz zeigten, Bündnisse mit Staaten einzugehen, in denen Gleichgesinnte an der Macht waren, und innenpolitische Machtwechsel, Bündniswechsel und Veränderung der außenpolitischen Vorherrschaft oft eng verbunden waren).

Bei der Französischen Revolution hängt der Konflikt Frankreichs mit anderen Staaten auch mit den jeweiligen inneren Verhältnissen zusammen. Die ausländischen Fürsten wollten mit Drohungen König Ludwig XIV. stützen. In Frankreich war der Krieg, der von ihm dann 1792 erklärt wurde, auch mit verschiedenen Hoffnungen und Befürchtungen einer Rückwirkung auf die inneren Verhältnisse in Frankreich verbunden (Stärkung der Stellung des Königs, patriotische Einigkeit, Gefahr einer Militärdiktatur).

Der Krieg hat durch die bedrohliche Lage zu Maßnahmen einer energischen Mobilisierung und einer Radikalisierung geführt.

Das Direktorium (eine Regierung aus 5 Männern seit 1795) hatte eine eher schwache innenpolitische Stellung und außenpolitische Erfolge im Krieg waren deshalb für es wichtig. Bei einem Friedenschluss wurde eine Wiederherstellung der Monarchie befürchtet. Die Armee war ein Rückhalt der Republik und für das Direktorium ein Mittel zum Machterhalt (Niederschlagung eines Aufstandes 1795, Absicherung von Wahlmanipulationen 1797, 1798 und 1799).

Napoleon Bonaparte ist durch den Krieg aufgestiegen und war ein erfolgreicher und populärer General. Durch einen Staatsstreich wurde er 1799 Erster Konsul. Im Grunde war dies eine verschleierte Militärdiktatur, die er sich durch ein Plebiszit bestätigen ließ. 1804 ließ er sich in einer Verfassungsänderung, die von der Republik zu einem erblichen Kaisertum überging, zum Kaiser ernennen (wieder nachträglich durch eine Volksabstimmung bestätigt).

Am 1. Juli 1797 fragte Napoleon in einem vertraulichen Gespräch gegenüber dem Gesandten Miot de Melito, ob er wirklich denke, sein Ziel sei eine Vermehrung des Ansehen des Direktoriums und die Begründung einer Republik, und sprach von Wahnvorstellungen, worin die Franzosen vernarrt seien, die aber vergehen würden. Er äußerte, die Nation benötige einen Anführer, keine Theorien über die Regierung und Reden über Ideologien. Für die Franzosen sei Rum und Befriedigung ihrer Eitelkeit erforderlich, von Freiheit verstünden sie nichts. Er sei für die Armee alles. Es genüge, ihnen ihre Steckenpferde zu geben, wenn man ihnen geschickt das Ziel verheimliche, auf das man zumarschiere. Am Frieden sei er nicht interessiert, weil er nach einem geschlossenen Frieden nicht mehr an der Spitze eines ihm ergebenen Heeres stehe und auf diese Macht verzichten müsse. Er wolle Italien nur verlassen, um in Frankreich eine Rolle zu spielen, die der in Italien ähnlich sei.

In einer Proklamation Napoleons vom 14. Juli 1797 an die Armee heißt es, die Soldaten würden, wenn es notwendig sein sollte, die Verfassung stützen, die Freiheit verteidigen und die Regierung sowie die republikanisch eingestellten Bürger schützen.

Napoleon war zu dieser Zeit General der Republik und vom Direktorium ernannt. Er will die Soldaten, die Anhänger der Republik sind, auf seiner Seite halten, und täuscht über seine langfristigen Absichten. Napoleon sah sich als geeigneten Retter der Nation, der am besten die außenpolitischen Probleme bewältigen und für innere Ordnung und Stabilität sorgen könne. Sein Ehrgeiz richtete sich auf eine herrschende Position.

AutumnDay 
Fragesteller
 28.01.2010, 21:11

Vielen Dank :). Du gibts wirklich immer sehr gute & verständliche Antworten :)

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Den Zusammenhang gibt es durchaus, allerdings sage ich direkt, dass das nicht so pauschal zu sagen ist. Den selben Zusammenhang gibt es auch zwischen Agrar- und Entwicklungsministerium oder zwischen Agrar- und Verteidigungsministerium^^. Alle Ministerien hängen auf die ein oder andere Weise zusammen.

Wenn du allerdings meinst, dass konkrete innenpolitische Maßnahmen außenpolitische Konsequenzen haben (oder andersrum), dieser eindeutige Zusammenhang existiert definitiv. Man braucht sich nur einmal die Großthematik "Terrorismusbekämpfung" anzuschauen. Aber auch andere Dinge, wie beispielsweise das Ausspionieren von Daten, bzw. überhaupt das Datenschutzgesetzt: Eigentlich ist es ureigene Domäne des Innenministeriums, doch Herr Westerwelle muss den Liechtensteiner-Bankkunden diese Unannehmlichkeit vermitteln. (Fiktives Beispiel.)

Fibonacci  28.01.2010, 17:21

Edit: Festzuhalten ist noch, dass das Außenministerium sämtliche deutschen Ministerien im Ausland vertritt, bzw. vertreten kann.

Eine gute Außenpolitik nimmt der Innenpolitik einige Probleme fort, wie es so schön heißt * g*

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Ja, beispielsweise wenn nach einer Bundestagswahl jemand Außenminister wird, der vorher einer Oppositionspartei angehörte.

Der Unterschied besteht darin, dass die Aussenpolitiker gratis die ganze Welt auf Kosten des Steuerzahlers bereisen können, aber die Innerpolitiker nicht.

Fibonacci  28.01.2010, 17:12

Naja, selbst, wenn die Polemik gerechtfertigt wäre: Auch Innenpolitiker kriegen die Flüge durch die Welt bezahlt. Europäische Innenministerkonferenzen sind nicht immer in Deutschland.

Nichtsdestotrotz: Ich bin froh, dass sie es nicht selbst zahlen müssen, sonst wären wir das einzige Land ohne Innen- und Außenminister ;D

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Innenpoli bezieht sich auf das Land selbst

Außenpoli ist bei uns z.b Afganistan,,,, wir hängen mit drin es ist aber nicht das eigene Land