Ethik/ Utilitarismus: Was ist der Unterschied zwischen Bentham und Mill'sche Philosophie?

1 Antwort

Hi,

ich beschäftige mich gerade auch mit den beiden Utilitaristen für mein Abitur und meine inzwischen folgendes zu wissen:

Bentham vertrat das "Nützlichkeitsprinzip": eine Handlung ist moralisch wenn sie das größtmögliche Glück für die größtmögliche Anzahl an Menschen verursacht! Er sieht dabei Glück als gleichbedeutend mit Lust an. Es geht ihm also um die Lustmaximierung aller Beteiligten einer Handlung.

Mill stimmt darin grundsätzlich mit ihm überein, allerdings hebt er 2 Dinge hervor.

Zum einen, dass man Glück bzw. Lust nicht nur in ihrer Quantität, sondern auch Qualität betrachten muss. So schätzt er die geistige/intellektuelle Lust als erstrebenswerter ein, als die sinnliche/physische Lust ("Es ist besser, ein unzufriedener Mensch zu sein, als ein zufriedenes Schwein" Zitat von Mill).

Zum anderen denkt er, dass die Aufgabe individueller Wünsche und Ziele zur völligen Hingabe des Allgemeinwohls auch nicht der richtige Weg ist - man muss ein Mittelmaß zwischen puren Egoismus und totalem Altruismus finden.

Es gibt noch weitere kleine Unterschiede, wie z.B., dass Mill neben den utilitaristisch sinnvollen äußeren Sanktionen (wie Gesetze) auch innere als nützlich ansah (wie Pflichtgefühl oder Gewissen). Auch hat Mill unser Streben in 2 Kategorien unterteilt:           1. Streben nach Mitteln zum Erhalt von Glück (z.B. Geld)                                                                      2. Streben nach Bestandteilen von Glück (ihrer selbst willen, wie z.B. Tugenden)

Was deine Utilitaristenaufteilung angeht, so hast du denke ich etwas verwechselt. Bentham war überzeugter Handlungsutilitarist (= jede neue Situation auf Nützlichkeit einschätzen), da er der Meinung war, dass sich bei genauer Betrachtung in jeder Situation vernünftige Regeln heraus bilden würden (wie wenn du nicht lügst, weil du kein Vertrauen verspielen willst). Mill hingegen war Regelutilitarist, da er solche offensichtlich für das Gemeinwohl notwendigen Regeln über situationsbedingte Glücksmaximierungen stellte (was gleichzeitig auch die Kritik daran darstellt, denn in diesem Fall ist die Glücksmaximierung nicht mehr das oberste Prinzip). So würde ihn die Regel, die Menschenwürde immer zu bewahren, daran hindern, die Tochter eines Terroristen zu foltern um dessen Bombe ausfindig zu machen und somit tausende Menschen vor dem Verlust des Lebensglücks zu bewahren.

Ich hoffe, ich konnte weiterhelfen. 

Gruß Lofl-Kopf