bin ich herzlos, wenn ich nicht spenden gehen will?

23 Antworten

Eine Spende ist ein freiwilliges Opfer ohne Gegenleistung. Die Freiwilligkeit ist dabei das Entscheidende. Deshalb sollte sich niemand, der für sich selbst die Entscheidung getroffen hat, nicht zu spenden, dazu genötigt fühlen müssen, zu "spenden". Zwar stellt die Registrierung noch nicht die Spende im eigentlichen Sinne dar, aber es stellt dennoch ein Opfer dar. Zum einen gibst du persönliche Daten preis, was zu Recht sauer aufstoßen kann. Viel gewichtiger finde ich aber die Tatsache, dass, sollte jemals eine Kompatibilität zu einem dringenden Fall festgestellt werden, der Druck auf Dein Gewissen viel größer ist, als er es wäre, wenn Du Dir nur vorwerfen musst, Dich nicht registriert zu haben. Wenn Du aus konkreten Gründen nicht spenden willst (was dann ja auch durchaus kein kleiner und unbedeutender Eingriff mehr ist), dann ist es auch nicht asozial, Nein zur Registrierung zu sagen. Vorzuwerfen ist Dir dann nur, dass Du Dein eigenes Interesse über das viel stärker betroffene eines Mitmenschen stellst. Wenn Deine Abneigung aber nur ein abstraktes Gefühl ist, das Du nicht einmal genauer beschreiben kannst, dann bist Du einfach nur bequem. Entweder, weil Du Dir nicht die Mühe machst, das Gefühl genauer zu erforschen oder weil Du tatsächlich einfach nur zu faul bist, Dich aufzuraffen und zur Registrierung zu gehen. Und dieses letzte Motiv ist in meinen Augen asozial!

danke für deine antwort. nein, zu faul bin ich sicher nicht! das wäre das letzte woran es scheitern würde.

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Einen Menschen, der sich in einer Situation, in der er zwischen zwei für ihn selbst wertgleichen Alternativen wählen muss, für die entscheidet, die für die anderen Menschen negativer ist, würde ich u.U. herzlos nennen. Vermutlich würde das dir nicht unbedingt gerecht werden, da du dir ja offenbar einige Gedanken zu dem Thema gemacht hast, aber ich möchte jetzt auch nicht mit meiner eigenen Meinung zurückhalten.

In der konkreten Situation kenne ich deine Beweggründe nicht, deswegen steht es mir eigentlich nicht zu, mir eine Meinung zu bilden- Ich werde das jetzt aber trotzdem mal allgemein tun:

Zuerst einmal möchte ich dir meinen Respekt dafür aussprechen, dass du dich nicht vom Gruppenzwang leiten lässt, sondern das Ganze reflektierter betrachtest und versuchst dein Leben nach deinen eigenen Wertvorstellungen und Idealen zu gestalten. Ich kann es auch absolut verstehen, wenn diese Vorstellungen dich zu der Entscheidung bringen, dass du selbst keine Spenden empfangen möchtest. Die Konsequenz, deshalb aber auch nicht spenden zu wollen, ist in meinen Augen hingegen absolut falsch. Ehrlich gesagt, finde ich es sogar echt schade, wenn du anderen Menschen, in dem du ihnen den Zugang zu für sie knappen Ressourcen verweigerst, solche Entscheidungen abnimmst und ihnen so quasi deine Vorstellungen überstülpst. Mich erinnert das irgendwie an imperialistisches Gedankengut, dass mit der Freiheit und Selbstbestimmung des Individuums und mit Solidarität unter den Menschen wenig zu tun hat - du kannst das aber gerne anders sehen.

Ein Beispiel, was ich damit meine: Ich selbst habe vor einiger Zeit die Entscheidung getroffen, dass ich mir, was meine monetäre Situation angeht, nicht mehr von anderen Menschen unter die Arme greifen lassen möchte und habe daraus die Konsequenz gezogen, dass ich stattdessen während meines Studiums arbeite, um mein eigenes Geld zu verdienen. Ich würde aber aufgrund meiner Entscheidung nie damit aufhören, monatlich eine gewisse Summe an mein Patenkind in China zu überweisen.

Der Text soll jetzt in keinster Weise ein Versuch sein, dich in eine Position zu drängen, die sich nicht mit deinen Vorstellungen deckt und erst recht möchte ich dich nicht dazu überreden, etwas zu tun, was du als falsch ansiehst. Ich würde mich aber freuen, wenn du dich ebenso reflektiert, wie du das wahrscheinlich bisher auch schon getan hast, noch einmal ergebnisoffen mit diesen Gedanken auseinandersetzt und dir überlegst, wie sie in dein eigenes Konzept passen.

vielen dank für die ausführliche antwort!

ja, ich weiß schon dass das irgendwie nicht ganz richtig ist. ich weiß auch, dass ich mit meiner einstellung (z.b. dass ich keine spenden nehmen würde) ziemlich alleine dastehe und, was natürlich auch wichtig ist, sie deswegen nicht die richtige sein muss. ich kann es wie gesagt auch absolut verstehen, dass sie so sehr um spender kämpft. und ich weiß, dass viele menschen sich nie von meinen gedanken überzeugen lassen würden (was sie ja auch nicht sollen!).

die sache ist halt nur, dass ich mich dann damit schwer tue, etwas zu tun, was nicht meinen wertvorstellungen entspricht. wenn ich so etwas tue, habe ich nicht das gefühl, es aus mitgefühl o.Ä. zu tun, sondern nur, weil leute es mir gesagt haben. und das kommt mir irgendwie nur noch falscher vor. auch wenn es anderen vielleicht helfen würde.

aber vielen dank noch mal, das hat mich zum nachdenken gebracht!

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@bee2013

Es fordert ja keiner, dass du aus Mitgefühl spendest. Ebenso wäre es auch ein Fehler nur aus dem Gruppenzwang heraus zu spenden.

Viel mehr sehe ich das so, dass du mit deiner Spende der Frau erst die Möglichkeit gibst, genauso frei wie du darüber nachdenken zu können, ob sie eine Spende annehmen möchte. Du hast deine Entscheidung dazu ja schon getroffen und lehnst den Empfang einer Spende an dich ab. (Wogegen meiner Meinung nach auch gar nichts spricht. Das sollte und wird auch jeder respektieren, denn du bist ja diejenige, die mit den Konsequenzen der Entscheidung leben muss.) Sie aber hat gar nicht die Chance zu überlegen, ob sie eine Spende annehmen möchte oder nicht, wenn sich erst gar keiner findet, der für sie spenden würde. Deswegen spricht doch nichts dagegen ihr etwas von dem, was du eh im Überfluss hast, anzubieten und sie entscheiden zu lassen, ob sie es annimmt. Deine eigenen Wertvorstellungen und die Frage, ob du so eine Spende annehmen würdest, sollte dabei vollkommen irrelevant sein.

Ein einfaches Beispiel zu dem, was ich zu sagen versuche: Stell dir vor, ich wäre überzeugter Nichtwähler und würde mit meiner Oma zusammenleben, die nicht mehr selbst zum Wahllokal laufen könnte. Dann würde ich ihr trotzdem anbieten, sie zur Wahl zu fahren. Anders wäre es ihr ja gar nicht möglich, selbst eine Entscheidung darüber fällen zu können, ob sie wählen möchte oder nicht, denn es wären ja gar nicht beide Alternativen umsetzbar. Denn was würde mir das Recht geben, nur aufgrund meiner Entscheidung, ihr nicht die Möglichkeit zu geben, selbst eine Entscheidung zu treffen? Meine Wertvorstellungen spielen dabei doch überhaupt keine Rolle - Wer wäre ich mich so über die anderen zu erheben, dass ich mir, aber nicht ihnen, eine eigene Meinung zugestehe?

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@Jonas711

danke noch mal für deine ergänzung. hat an meiner vorerstigen entscheidung nichts geändert, aber es hat mich sehr zum nachdenken gebracht.

ich schließe es auch nicht aus, mich später registrieren zu lassen. wie gesagt, ich brauche dafür noch mehr zeit, aber du hast mir damit sehr geholfen, weil ich das aus der persepektive noch gar nicht gesehen hatte. danke!

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Du kannst doch klipp und klar sagen, dass du dich nicht registrieren lassen möchtest. Begründen musst du das auch nicht, iste ben deine Entscheidung. Andererseits solltest du, falls dich eine solche Krankheit erwischt, was man freilich nicht hofft, du auch keine Hilfe in Anspruch nimmst, dir andere, die dein Leben durch eine Spende retten könnten, sich dieser verweigern. Dann würde das auch zu deiner derzeitigen Einstellung passen !

danke für deine antwort, ja, ich bin mir dessen bewusst, ich würde selbst keine spende erwarten oder überhaupt wollen (soweit wie ich das jetzt beurteilen kann).

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Erst einmal handelt es sich ja um eine Registrierung und ich denke, dass wäre eine feine Sache, wenn Du auch hingehst. Stell Dir mal vor, Du würdest in eine solche Lage kommen und stell Dir weiter vor, dass sie durch diese Aktion eventuell einen Spender findet und gesund wird.......

Was soll diese indirekte Beeinflussung denn ? Könnte die Frau das bei Ihrer Entscheidung schon bedacht hat ?

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@jockl

Ich habe aber, im Gegensatz zu manch anderen hier, Ihre Entscheidung nicht generell missbilligt, sondern nur noch einmal einen Denkanstoß gegeben.

Den Test kann man im Übrigen mit jeder Blutspende mitmachen lassen....

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Nein, wenn du nicht möchtest, dann brauchst du das auch nicht. Wenn du so nicht helfen kannst, weil du nicht spenden möchtest, brauchst du dir keine Sorgen zu machen, dass du herzlos bist. Hauptsache du kannst jemanden immer helfen, wenn er hilfe braucht. Natürlich kann man auch mit einer Spende helfen. Aber wenn du selber es nicht möchtest, dann brauchst du das natürlich nicht. Das liegt ganz bei dir. Es ist deine Entscheidung.