Beziehung zu einem Mann aus Afghanistan?
Ich bin seit 1,5 Jahren mit einem afghanischen Mann zusammen, wir leben seit einem Jahr in einer gemeinsamen Wohnung und grundsätzlich könnte es kaum besser laufen, wir streiten selten, ich liebe ihn abgöttisch, die von mir erwarteten kulturellen Auseinandersetzungen blieben aus, weil wir uns gegenseitig so wie wir sind respektieren und akzeptieren. Meine Familie ist nach anfänglicher Sorge begeistert von ihm und unserer Freundeskreise wachsen auch immer weiter zusammen.
Trotzdem nagt der Zweifel in mir, vor allem wegen den vielen negativen Kommentaren von Außenstehenden. Mich stört vor allem, dass er sich nur vor seinen afghanischen Freunden in Österreich zu mir bekennt, nicht aber vor denen in AFG (mit denen er im engen Kontakt steht) und schon gar nicht vor seiner Familie. Natürlich verstehe ich, dass das nicht einfach für ihn ist, weil er aus einer sehr traditionellen afghanischen Familie stammt, die den europäischen Lebensstil nicht kennt (er musste aus AFG flüchten, seine Familie lebt aber in einer dörflichen Region Afghanistans). Immer wieder höre ich von anderen, dass ich nur Zeitvertreib für ihn bin, bis er eine "vorzeigbare" Frau findet. Nach mittlerweile einem Jahr frage ich mich einfach, ob noch mehr Geduld angebracht ist oder nicht.
Tatsächlich habe ich Angst, dass er eines Tages einfach weg ist und sich gegen mich und für seine Familie entscheidet, in erster Linie deshalb, weil Heirat noch nie Thema zwischen uns war, obwohl ich aus meinem afghanischen Bekanntenkreis weiß, dass das für (gläubige) afghanische Männer sehr wichtig ist (was nicht bedeutet, dass ich ihn sofort heiraten würde, aber mich verwundert, dass er es noch nie angesprochen hat).
Vielleicht gibt es im Forum ein paar Menschen mit ähnlichen Erfahrungen bzw. afghanische Frauen und Männer, die mir diesbezüglich ein paar neue Sichtweisen verschaffen können? Wär sehr wichtig für mich.
6 Antworten
Hallo! Zwar bin ich nicht aus Afghanistan, dafür aber aus dem Iran. Nicht nur unsere Sprachen sind sich sehr ähnlich, sondern auch, wenn es um sowas geht.
Ja, das was du schreibst, stimmt. In solchen Regionen ist es üblich, dass man eine Frau relativ früh heiratet und mit ihr eine Familie gründet. Das ist fast der Hauptzweck einer Ehe.
Wenn seine Familie also ohnehin eher traditioneller lebt, dann erwarten sie sowas sicherlich auch von ihrem Sohn.
Trotzdem gibt es genug Jugendliche, die so nicht leben wollen. Ich zähle auch zu diesen. Zwar wollten meine Eltern nie, dass ich unbedingt einen Iraner heirate, trotzdem hätten sie es besser gefunden, dass ich zunächst einmal studiere und dann baldigst heirate und nicht eine Beziehung, wie sie hier in Deutschland üblich ist, führe und eventuell einige Jahre später heirate. Und meine Eltern gehört wahrlich nicht zu den traditionelleren Familien.. Wenn es um sowas geht, sind sie trotzdem so.
Nun wissen meine Eltern, dass ich einen Freund habe. Meine Mutter weiß auch, dass ich mit ihm zusammenlebe, auch ohne verheiratet zu sein. Zwar gehe sie nicht dagegen vor, trotzdem bereue ich es ein wenig, dass ich ihnen davon überhaupt etwas erzählt habe! Hätte ich das nicht getan, wären mir einige Diskussionen erspart geblieben. Diskussionen, die mich sehr verletzt haben, die aber niemals etwas an meiner Entscheidung ändern würden. Ich liebe meinen Freund und werde mit ihm bleiben.
Daher kann es von deinem Freund eigentlich ziemlich klug sein, dass er seine Familie erstmal im Dunkeln tappen lässt und dich gar nicht erwähnt, bevor sie eure Beziehung vielleicht sogar boykottieren wollen.
Er braucht nur sagen "ich habe eine deutsche Freundin"... Schon kann seine Familie auf Angriff schalten und ohne überhaupt mehr als diesen Satz gehört zu haben gegen eure Beziehung sein!
Ich würde das mal mit deinem Freund besprechen. Vielleicht möchte er mit dir einfach nicht diesen traditionellen und einengenden Regeln folgen. Und vielleicht kennt er seine Familie eben so gut, dass er ihre Reaktion vorhersagen kann, sodass er das eurer Beziehung ersparen will..
Irgendwann wird die Familie das jedoch herausfinden müssen. Dann ist es wichtig, dass ihr beide zu eurer Beziehung steht und bereit seid, dafür zu kämpfen, auch wenn seine ganze Familie gegen euch ist. Sie können locker mit solchen Sachen wie "Entweder sie oder wir!" kommen.. Ihr müsst zusammenhalten, dann werden sie euch irgendwann als Paar akzeptieren.
Wünsche euch alles Gute :)
Danke für deine Antwort, stimmt mich wieder optimistischer. Genau vor dem "sie oder wir" habe ich Angst, weil ich weiß, wie viel ihm seine Mutter bedeutet und ich habe das auch schon angesprochen, er meinte nur, dass seine Mutter erkennen würde, was für eine tolle Frau ich bin und dass ich ein großes Herz habe und alles andere für sie unwichtig wäre (was ich zwar bezweifle, aber wie kann ich mir sicher sein?!).
Also habt ihr diese Thema bereits angesprochen gehabt?
Sprich mit ihm über deine Gefühle. Frag ihn, wieso er seiner Familie bisher nichts von dir erzählt hat. Er wird seine Gründe haben und ich hoffe, dass der Grund derjenige ist, von dem ich ausgehe.
Das ist aber auch nur eine Vermutung, viel mehr eigentlich ein "Wunsch", weil ichs schade fänd, wenn er dich nur ausnutzen sollte.. Du scheinst ganz lieb zu sein :)
Hatte eine Freundin im Studium, die das gemacht hat. Sie wollte erst eine Scheinehe mit ihm eingehen (war ein Kollege), dann hat sie sich in ihn verliebt. Sie hat ihn geheiratet, aber er hat sie im Endeffekt behandelt wie einen Putzlumpen. Sie war sehr unglücklich.
Vielleicht ist Deiner ja anders. Hat er Pläne, Dich seiner Familie vorzustellen? Kannst Du offen mit ihm über Deine Bedenken reden?
Ich habe einen Mann aus einem anderen Land, und ich konnte offen mit ihm über meine Befürchtungen (in seinem Fall: anderer Umgang mit Alkohol, anderer Umgang mit Geld) und unsere kulturellen Unterschiede reden, obwohl es natürlich weitaus weniger gravierend war als mit einem Afghanen. Ich denke, dieses Vertrauen und die offene Kommunikation, sowie eine gemeinsam aufgebaute Vertrauensbasis (keine Lügen, kein Vertuschen, Zusammenhalt in allen Situationen), sollten gegeben sein.
Ich muß sagen, ich bin sehr skeptisch. Mich hat schon das bisschen kulturelle Distanz zwischen mir und meinem Mann sehr paranoid gemacht. Die Leute in Afghanistan leben in vieler Hinsicht wie im Mittelalter. Ich weiß nicht, ob man alle seine in der Kindheit geprägten Vorstellungen so völlig ablegen kann.
Genau das frage ich mich ja - ob ich mittlerweile paranoid bin, oder meine Bedenken begründet...
Ich fürchte, ohne ihn selbst zu kennen, werden die meisten eher skeptisch sein. Aber Eure Beziehung durch zusätzliches Mißtrauen von außen kaputtzumachen ist natürlich auch nicht der Zweck der Übung... naja, lass es langsam angehen und guck, ob sich Eure Beziehung positiv entwickelt.
Du hast doch selbst schon Gründe warum er so ist. Du liebst ihn und fühlst es seinerseits auch...warum nach einem Problem suchen welches wahrscheinlich noch nichtmal existiert..? versetze dich bitte in seine Lage , seine Familie wird kontrolliert, er selbst verfolgt und noch ohne Sicherheiten. Es geht ihm wahrscheinlich weniger um dich als Vorzeigeperson als um sich selbst. Er will sicher nicht unfähig vor seiner Familie da stehen sodass sie denken er könne nicht für seine Frau Sorgen..na ja du wolltest eine andere Sichtweise ich hoffe das ist eine Liebe grüße
ich kann dir da nur raten sehr vorsichtig zu sein -
meiner Erfahrung nach und auch der Aussage meiner afgahnischen Bekannten nach , wird der Mann dich nicht heiraten.
Wenn du an einer Heirat interessiert bist , dann nicht mit diesem Mann - er wird nicht zu dir stehen- selbst wenn du konvertierst.
Konvertieren stand auch nie zu Debatte... er ging sogar bei einem Begräbnis und einer Hochzeit mit mir anstandslos in die Kirche. Ich war auch schon mit ihm in der Moschee. Ich hab Antworten wie deine schon so oft gehört, deshalb Zweifel ich auch so sehr, aber kann ich mich so in einem Menschen täuschen? Und wie soll es dann weitergehen?
man kann in keinen Menschen hineinschauen, also " täuschen " ja, kann man sich ,
ab worin besteht hier die Täuschung ?
Hat er dir eine Art Versprechen gemacht ?
oder hast du dir eine Heirat -unausgesprochen- erhofft ?
Naja was heißt Versprechung, wenn ich einem anderen Menschen sage, dass ich ihn liebe und wir uns eine gemeinsame Zukunft aufbauen, sollte ich schon davon ausgehen können, dass er (irgendwann ?!) zu mir steht. Nein, aber für mich ist eine Heirat relativ unbedeutend und für ihn bzw. bei seinem kulturellen Hintergrund eben eigentlich nicht
aber hier besteht schon eine kulturelle Differenz:
" wenn ich einem anderen Menschen sage, dass ich ihn liebe und wir uns
eine gemeinsame Zukunft aufbauen, sollte ich schon davon ausgehen
können, dass er (irgendwann ?!) zu mir steht."
Sieht er das so , dass ihr euch eine "gemeinsame" Zukunft aufgebaut habt ?
Das würde ich gelinde bezweifeln, ( aber das weisst du selbst wohl besser) und zwar aus relgiösen, wie aus kulturellen Gründen.
Es ist eine Entscheidung zu jemandem zu stehen ( die hast du offenbar getroffen, was seine Person angeht),
und wenn er die nicht vorab ebenflls getroffen hat, wird er die aus " Dankbarkeit" oder ähnlichen Motiven auch nicht im Nachhinein treffen
- da wartest du evtl. auf etwas, was nicht passieren wird ...
Mir hat meine Oma mal den klugen Rat gegeben: Wenn Du Zweifel hast, laß' die Finger davon!!!
Der Zweifel nagt an Dir... Ist das nicht schon Aussage genug?
Er bekennt sich weder vor seinen engen Freunden noch vor seiner Familie zu Dir. Mußt Du noch mehr wissen?
Da nützen Dir die Erfahrungen von anderen Menschen auch nicht viel. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
Naja so einfach ist das jetzt nicht. Vor seinen engen Freuden in Österreich ja schon und außerdem wird der Zweifel ja vor allem aufgrund von Kommentaren (unwissender) Außenstehender laut, deshalb wollte ich Menschen mit ähnlichen Erfahrungen nach ihrer Meinung fragen... und von einem Schrecken kann auch keine Rede sein, er ist der liebevollste und aufmerksamste Mann den ich je hatte. Und ich glaube, jeder zweifelt mal an seiner Beziehung...
Ich kenne drei Ehen zwischen deutschen Frauen und Muslimen (Marokkaner, Iraner, Iraker), die glücklicher nicht sein könnten. Diese Muslime sind gebildete, studierte Männer, die ihrem Glauben entwachsen und voll integriert sind. Alle drei sind liebevolle Ehemänner und Väter.
Aber was nützt Dir jetzt diese Information? Sie mag Dich beruhigen, daß solche Kombi-Beziehungen /-Ehen gut gehen mögen. Wieviele enden jedoch in einer schlichten Katastrophe? Auch dazu gibt es unzählige Beispiele.
Meine Tochter (konfessionslos) ist jetzt seit 8 Jahren mit einem Guatemalteken (schamanistisch) zusammen und lebt mit seiner Familie dort unter einem Dach. Auch hier scheint die Verbindung zwischen Kulturfremden dauerhaft glücklich zu sein.
Wie aber die Zukunft mit Deinem G'spusi aussehen wird? Das wirst Du nur erfahren, wenn Du das austestest. Meine Lebenserfahrung geht eben dahin, daß man auf seine innere Stimme hören sollte. ... und nein, wenn man sich sicher ist, hat man keine Zweifel. Ich hoffe für Dich, daß Du glücklich wirst und wünsche Dir alles Glück dieser Erde.
Wie ist es denn ausgegangen wenn ich fragen darf ? Stecke im Moment in der selben Situation...
Ich würde auf jeden Fall sagen, dass wir eine Beziehung auf Augenhöhe führen und er behandelt mich wie eine Prinzessin und ich spüre auch, dass ihm viel an mir liegt.
Natürlich habe ich das schon oft angesprochen und er erklärt mir immer, dass er mehr Zeit brauche, um seiner Familie von mir zu erzählen, er will sich zuerst etwas aufbauen etc. und der Kontakt ist sehr sehr sporadisch (sie wohnen in einem Gebiet, dass stark von der Taliban kontrolliert wird und da er direkt von der Taliban verfolgt wurde, hat er Angst um seine Familie, wenn der Kontakt zu offensichtlich wird - gerade aus diesem Grund frage ich mich ja auch, ob meine Bedenken begründet oder meine Vorstellungen bei gegebenen Voraussetzungen sowieso utopisch sind.)