Bewerbung nach Lehrabbruch

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Ich würde das garnicht umschreiben. Gib im Lebenslauf an, dass du von .... bis .... bei .... eine Ausbildung zu .... begonnen hast. Vielleicht kannst du noch ein paar Fertigkeiten angeben, die du erlernt hast und im neuen Beruf brauchen kannst. Zeugnis würde ich auch mitschicken. (Anmerkung: Ich war ein paar Jährchen im Personalbüro und Bewerbungen lagen immer zuerst auf meinem Tisch zur Vorauswahl.) Du glaubst garnicht, wieviele Bewerber erst im 2. Anlauf die richtige Ausbildung bzw. den richtigen Ausbildungsplatz finden. Wünsche dir viel Erfolg.

Hallo D3Guitarist,

Versuche dich kurz in die Situation des Lehrmeisters zu versetzen. Was würdest du an seiner Stelle alles Wissen wollen, bevor Du Jemandem die Zusage machst dass er/sie die nächsten 3-4 Jahre eine Ausbildung bei dir machen dürfte?Es gibt verschiedenste Gründe für einen Lehrabbruch. Und nein, Du bist zweifellos nicht der Einzige. Vielleicht um das Ganze etwas ins Verhältnis zu bringen:

http://blog.lehrstellenboerse.ch/?s=leva#6

Es gibt auf obigem Link unter anderem einen Hinweis auf eine Studie, welche zeigt, dass in der Schweiz rund jeder Fünfte die Lehre vorzeitig abbricht oder die Lehre wechselt. Letztes Jahr haben bei ca. 80'000 neuen Lernenden rund 17'000 die Lehre abgebrochen/gewechselt. Diese Quote ist definitiv zu hoch.

Es kann aber wie gesagt verschiedene Gründe haben - Sei es, dass du dich selbst überschätzt hast, dass du mangels Alternativen/Zeit einen Beruf wählen musstest, welcher halt doch nicht der Richtige war oder dass halt auch der/die Lehrmeister/-in nicht dazu beitragen konnte, dass du unter normalen Umständen eine Lehre absolvieren konntest. Oder familiäre Schwierigkeiten erschweren dir die Lehre.

Die meisten Lehrmeister haben beim Wort "Lehrabbruch" zu Beginn einfach "Angst", dass sie mit dir an einen Kandidaten geraten würden, welcher vielleicht auch eine zweite Lehre nicht bis zum Ende durchziehen würde und dass Ihnen mit dir (un-)verhältnismässig mehr Betreuungsaufwand bevorstehen würde.

Du kannst ihnen diese Angst aber nehmen. Spätestens beim Vorstellungsgespräch wirst du auf die Frage eine Antwort geben müssen, warum du die Lehre abbrechen musstest. Wichtig ist, dass Du ehrlich und fair bist/bleibst. Es geht nicht darum, den vorgängigen Lehrmeister schlecht zu machen und zu sagen, dass er an allem Schuld war. Es gibt aber zweifellos begründete Argumente, welche ein Fortsetzen der Lehre an einem Ausbildungsort unzumutbar machen könnten. In einem solchen Fall wird der neue Lehrmeister sicher helfen wollen, dass du es bei ihm besser hast.

Sehe den Lehrabbruch auch als Chance. Du hast dort bestimmt die eine oder andere Erfahrung für dich herauspicken können. Etwas was dich reifer gemacht hat und dich dazu gebracht hat, zu erkennen, welchen Beruf oder welches Umfeld du eben NICHT willst.

Falls Du dich auch selbst etwas an der Nase nehmen musst, dann zeige dem künfitgen Lehrmeister, dass du aus deinen Fehlern/Versäumnissen gelernt hast. Zeig ihm, dass du bereit bist, Nachhilfekurse zu besuchen und auch schon organisiert hast (nur darüber zu sprechen, das reicht nicht), wenn du im einen oder anderen Fach Schwierigkeiten hattest. Zeige dem Lehrmeister, dass es dir ernst ist, dass du gewillt bist, die nächsten 3-4 Jahre bei ihm zu absolvieren. Dass Du das durchziehen willst und du überzeugt bist, dass der Beruf der Richtige für dich ist und auch der Lehrbetrieb der Richtige ist. Warum willlst du ausgerechnet bei diesem Betrieb eine Lehre machen?

Ein weiterer Punkt den ich hier vollständigkeitshalber ansprechen muss, ist dein familiäres Umfeld. Kannst du auf Unterstützung zählen, oder waren eventuell familiäre Probleme ausschlaggebend für den Lehrabbruch? Du musst mir hier im Internet, so öffentlich, keine Antwort geben. Jeder Lehrmeister wünscht sich eigentlich einen Lernenden, welcher zu Hause die volle Unterstützung erhält. Er weiss aber auch, dass dies nicht immer der Fall ist. Du weisst selber besser, ob dich das familiäre Umfeld blockiert und es dir auch in Zukunft schwer machen wird, die Lehre erfolgreich durchziehen zu können. Es geht hier nicht um die Angst des Lehrmeisters, es geht hier um dich persönlich. Wie gesagt, ich kenne deine Situation nicht, aber lass dir sagen, dass es auch in solchen Fällen Orte gibt, welche dir helfen könnten. Wende dich allenfalls an den Berufsschullehrer oder eine andere Vertrauensperson. (Jugendarbeiter, Berufsberater, ehemaliger Klassenlehrer, etc.) - dann wird man bestimmt eine bessere Lösung finden.

Ich bin jetzt etwas abgeschweift.Wenn du das Gefühl hast, du könntest benachteiligt werden/der Lehrmeister könnte etwas Falsches hineininterpretieren, wenn du in der Bewerbung deinen Lehrabbruch aufführst, dann überlege dir, ob es z.B. sinnvoll sein könnte, wenn du dich an einen sog. "Mentoren" wendest, welcher dir den Erstkontakt zu einem Lehrbetrieb ermöglicht, das Bewerbungsschreiben sozusagen übersprungen werden könnte und dich der Lehrmeister gleich bei einem Gespräch persönlich kennenlernen kann. So kannst du ihm/ihr eventuell besser vermitteln, dass du eine zweite Chance verdient hast und er/sie sieht schneller, ob du in das Team passt.Und ja, bei einer schriftlichen Bewerbung würde ich auch das Zeugnis der Berufsschule mitsenden. Entweder zeigt das, dass du dich trotz Schwierigkeiten mit dem Lehrbetrieb oder der Familie in der Berufsschule recht gut gemeistert hast - oder dass die falsche Berufswahl, Unter-/Überforderung oder Problem im Umfeld die Noten erklären. Ich bin sicher, du findest den richtigen Weg!