Berühmte Großstadtgedichte

6 Antworten

„Besuch vom Lande“ (Erich Kästner, 1930)

Sie stehen begeistert am Potsdamer Platz. Und finden Berlin recht gut für eine Rast. Die Nacht glüht auf wie tausend Sterne. Und das Fräulein sagt leise: „Hier bleibe ich gerne!“ Dabei schaut sie stolz in die Ferne.

Sie wissen vor Faszination nicht wohin. Und beschließen zu trinken einen Gin. Die Bahnen klingen, die Autos sind fein. Sie möchten niemals mehr zu Hause sein. Und finden Berlin macht Sinn.

Es klingt, als ob die Großstadt lacht, weil irgendwer sie erfreuet hat. Die Häuser funkeln. Die U-Bahn scheut. Sie finden Berlin ist voll von Leut.

Sie springen vor Freude in die Luft. Und hören von weither ein lautes „Puff!“ Sie lächeln vergnügt. Und sie warten gespannt. Und stehen auf dem Potsdamer Platz wie gebannt, bis sie werden von Freunden erkannt.

Vorstadtstrassen

Mit solchen Straßen bin ich gut bekannt. Sie fangen an, als wären sie zu Ende. Trinkt Magermilch! - steht groß an einer Wand. Als ob sich das hier nicht von selbst verstände.

Es riecht nach Fisch, Kartoffeln und Benzin. In diesen Straßen dürfte niemand wohnen. Ein Fenster schielt durch schräge Jalousien. Und welke Blumen blühn auf den Balkonen.

Die Häuser bilden Tag und Nacht Spalier

und haben keine weiteren Interessen.

Seit hundert Jahren stehen sie nun hier.

Auf wen sie warten, haben sie vergessen.

Die Nacht fällt wie ein großes altes Tuch,

von Licht durchlöchert, auf die grauen Mauern.

Ein paar Laternen gehen zu Besuch,

und vor den Kellern sieht man Katzen kauern.

Die Häuser sind so traurig und so krank, weil sie die Armut auf den Straßen trafen. Aus einem Hof dringt ganz von ferne Zank. Dann decken sich die Fenster zu und schlafen.

So sieht die Welt in tausend Städten aus!

Und keiner weiß, wohin die Straßen zielen.

An jeder zweiten Ecke steht ein Haus,

in dem sie Skat und Pianola spielen.

Ein Mann mit Sorgen geigt aus dritter Hand. Ein Tisch fällt um. Die Wirtin holt den Besen. Trinkt Magermilch! - steht groß an einer Wand. Doch in der Nacht kann das ja niemand lesen

damyli 
Fragesteller
 04.06.2012, 17:51

Danke! Ich nehme Vorstadtstraßen, es ist echt gut.

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Georg Heym: Die Stadt, ein expressionistitsches Gedicht, müsste Anfang des letzten Jahrhunderts geschrieben worden sein.

ich liebe ja Kurt Tucholsky:

Augen in der Großstadt

Wenn du zur Arbeit gehst am frühen Morgen, wenn du am Bahnhof stehst mit deinen Sorgen: da zeigt die Stadt dir asphaltglatt im Menschentrichter Millionen Gesichter: Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick, die Braue, Pupillen, die Lider - Was war das? vielleicht dein Lebensglück... vorbei, verweht, nie wieder.

Du gehst dein Leben lang auf tausend Straßen; du siehst auf deinem Gang, die dich vergaßen. Ein Auge winkt, die Seele klingt; du hast's gefunden, nur für Sekunden... Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick, die Braue, Pupillen, die Lider - Was war das? Kein Mensch dreht die Zeit zurück... Vorbei, verweht, nie wieder.

Du mußt auf deinem Gang durch Städte wandern; siehst einen Pulsschlag lang den fremden Andern. Es kann ein Feind sein, es kann ein Freund sein, es kann im Kampfe dein Genosse sein. Er sieht hinüber und zieht vorüber ... Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick, die Braue, Pupillen, die Lider - Was war das? Von der großen Menschheit ein Stück! Vorbei, verweht, nie wieder.

Berlin

Die Stimmen der Autos wie Jägersignale Die Täler der Straße bewaldend ziehn. Schüsse von Licht. Mit einem Male Brennen die Himmel auf Berlin.

Die Spree, ein Antlitz wie der Tag, Das glänzend meerwärts späht nach Rettern, Behält der wilden Stadt Geschmack, Auf der die Züge krächzend klettern.

Die blaue Nacht fließt in der Forst. Sie fühlt, geblendet, daß du lebst. Schnellzüge steigen aus dem Horst! Der weiße Abend, den du webst,

Fühlt, blüht, verblättert in das All. Ein Menschenhände-Fängen treibst du Um den verklungnen Erdenball Wie hartes Licht; und also bleibst du.

Wer weiß, in welche Welten dein Erstarktes Sternenauge schien, Stahlmasterblühte Stadt aus Stein, Der Erde weiße Blume, Berlin.

Paul Boldt, 1914

Berlin

Berlin ist eine gute Stadt Im königlichen Preußen, Die Polizei, die sich dort hat, Weiß Alles zu beweisen.

Das Bier daselbst ist nabelblond, Der Schnaps wird übertrieben, Doch diesen bin ich nicht gewohnt, Obschon ich ihn thu lieben.

Dort weiß der Mensch nicht, wie ein Fluch Dem Menschen ‘s Herz erleichtert; Ich kann nicht reden wie ein Buch, Bin ich ‘mal anjefeuchtet.

Wen sein Gesandter dort nicht kennt, Den kennt nicht der Berliner, Drum mach’ ihm gleich dein Kompliment Und sprich g’horsamer Diener!

Das Militär und die Kavallerie Ist dort die einzig Hauptsach, Und Philosophie und Menagerie, O du allmächtiger Strohsack!

Ludwig Eichrodt

appel11  24.01.2016, 13:29

Hallo,

haben sie mehr Information Über das Gedicht? Ich finde gar nichts darüber und soll das Gedicht präsentieren. Ich wäre Ihnen sehr dankbar für ihre Hilfe.

russ,

appel 11

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