Ausbildung zum Heilpraktiker bis zu welchem Alter sinnvoll?

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Wenn ich ehrlich sein soll.... finde ich, dass ein beruflicher Umstieg, den man sehr gerne machen möchte, in jedem Alter sinnvoll ist, sogar mit Mitte 50 noch. Was man jedoch unbedingt bedenken sollte, und deine Freundin sich auch auch nochmal beraten lassen sollte, ist die Altersvorsorge! Sie wäre ja dann Freiberufler.

Gerade beim Heilpraktiker ist es sowieso sinnvoll, zunächst nebenbei eine andere Teilzeitarbeit weiter zu machen und erst langsam zu schauen, ob die Heilpraktikerdienste, die sie an ihrem Wohnort anbieten möchte, überhaupt nachgefragt sind.

Der Weg zum Heilpraktiker ist zudem lang und schwieriger, als die meisten sich zunächst vorstellen. Das Gesundheitsamt prüft inzwischen Gott sei Dank recht genau, wer wirklich fähig dazu ist. Schließlich werden u.U. Menschenleben von ihr abhängen!

Es wäre auch gut, wenn deine Freundin nicht nur Interesse an alternativer Medizin und Heilmethoden, sondern auch Lerninteresse an Schulmedizin, klassischer Biologie und Pharmazie hat und idealerweise auch schon Vorkenntnisse in diesem Bereich (zB Tätigkeit als Krankenschwester, medizintechnische Angestellte, Ergotherapeutin, Logopädin, Altenpflege, Hebamme oder Studium etc.).

Eine richtige, d.h. anerkannte Ausbildung zum Heilpraktiker gibt es nicht. Deshalb ist dieser Beruf auch ein reiner Zulassungs- und keine Ausbildungsberuf.

Deine Freundin ist nicht verpflichtet, eine Heilpraktikerschulse zu besuchen, sie kann sich auf die Überprüfung beim Gesundheitsamt auch autodidaktisch zu Hause vorbereiten.

Zu den Berufsaussichten kann ich nur sagen, dass der Markt (auch aus den oben genannten Gründen) mit Heilpraktikern überschwemmt ist.

Keine idealen Voraussetzungen, sich mit 34 eine neue Existenz aufzubauen.

Hallo Beest, ich würde auf gar keinen Fall dazu raten, wenn deine Freundin später von dieser Tätigkeit ausschließlich ihr Einkommen bezieht. Dazu gibt es einfach viel zu viele Heilpraktiker. Die Anforderungen dazu sind, verglichen mit anderen Berufsausbildungen, einfach: Ein Hauptschulabschluss, ein Mindestalter von 25 Jahren und ein polizeiliches Führungszeugnis genügen, um sich für die Überprüfung vor dem Gesundheitsamt anzumelden. Dafür muss man keine HP-Schule besucht haben und nicht einen Patienten gesehen haben - es wird nicht geprüft, ob der Kandidat Menschen gesundheitlich kompetent behandeln kann, sondern er muss lediglich nachweisen, dass er bestimmte Krankheiten erkennen muss. Weil er diese nämlich nicht behandeln darf, sondern den Patienten an einen Arzt weiterschicken muss.

Für diese Überprüfung gibt es Musterprüfungen im Internet, entsprechende Bücher und natürlich extra zu bezahlende Kurse bei HP-Schulen. Das schaffen natürlich viele Menschen, und entsprechend gibt es immer mehr Menschen, die sich dann ein Praxisschild an die Tür hängen, in der Hoffnung (und/oder Überzeugung), jetzt Menschen "heilen" zu können. Zumindest dürfen sie diese "behandeln" mit z.T. dubiosen Methoden, die einen medizinischen Nutzen nie nachweisen konnten.

Dieses Überangebot an Heilpraktikern nimmt sich natürlich gegenseitig viel Kundschaft. In unserer Kleinstadt gibt es allein 8 HP - hauptberuflich arbeiten aber nur 2. Die anderen sind Hausfrauen als Wiedereinsteigerinnen bzw. zwei ehemalige Mitarbeiterinnen eines Discounters, der geschlossen wurde. Eine führt zusätzlich ein Second-Hand-Geschäft, eine andere arbeitet als Tagesmutter, wieder eine andere verdient hauptsächlich ihr Geld mit Fußpflege und anderen Angeboten, welche die HP-Schule auch in Wochenendkursen vermittelt. Wieder eine andere hat einen gut verdienenden Mann und betreibt ihre "Praxis" nur als Hobby.

Das ist für mich keine Alternative für einen Ausbildungsberuf mit einem anerkannten Abschluss.

Dennoch muss deine Freundin das selbst entscheiden. Wenn sie sich dafür interessiert, sollte sie dieser Neigung natürlich nachgehen. Aber auf keinen Fall vorschnell ihr jetziges Einkommen aufs Spiel setzen. Sie sollte sehr kritisch prüfen, ob sie bereit ist, evtl. viel Geld auszugeben für den Besuch einer Schule, die keinen staatlich anerkannten Abschluss vergeben kann - und natürlich für die Anmietung von Räumlichkeiten usw.

Dies sollte einem zum Heilpraktikerwesen bewusst sein, wenn man sich dafür entscheidet:

http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=2417

Fazit: Auch wenn es interessanten Themen gibt, mit denen man sich gerne befasst, ist es nicht immer sinnvoll, diese zum Beruf zu machen. Schon gar nicht, wenn andere daran reichlich (mit-)verdienen wollen.

@Bennykater

Dass das Ganze, was man da lernt, am Ende den späteren Patienten nutzen soll, kommt in diesen Basis-Informationen nicht vor. Wieso fürs Leben lernen, für die Prüfung reicht doch auch. Dabei sind die Ausführungen zu den Berufsaussichten entwaffnend ehrlich:

‘Erwarte also nicht, dass Du …

mit der Heilpraktikerprüfung eine Anstellung findest

die Möglichkeit hast, in einem Krankenhaus oder einer Institution zur Pflege zu arbeiten

mit Deiner Heilpraktiker-Praxis sofort Deinen Lebensunterhalt verdienen kannst

als Heilpraktiker von den gesetzlichen Kassen unterstützt wirst

Deinen Patienten immer das geben kannst, was sie brauchen

Ob der letzte Punkt auch immer so beachtet wird, wie er es verdient?

Zum Lernen ist es nie zu spät!

Mit 34 hat sie durchaus noch die Möglichkeit auf dem Gebiet Fuß zu fassen.

Bis zu welchem Alter? Naja, eigentlich bis zu dem Alter, in dem man einsieht, dass Deutschland nicht noch einen Heilpraktiker braucht, der für seine so genannte Ausbildung horrende Summen ausgegeben hat um anschließend eine Praxis auf- und nach wenigen Monaten aufgrund Patientenmangels wieder zuzumachen.

Es sollte sich eigentlich so langsam herumgsprochen haben, dass kaum ein HP von seiner Praxis leben kann. Wem es nur um das Aneignen von medizinsichem Wissen geht, ist in der Bibliothek deutlich besser und preiswerter aufgehoben.