Aus welchem Land kommen Fachwerkhäuser ursprünglich?

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Ich glaube nicht, daß man dies einem einzelnen Land zuordnen kann, zumal es ja zur Zeiten der ersten Häuser so etwas wie Länder gar nicht gab. Es ist eine europäische Entwicklung --> also Europa.

weißt du vielleicht, wo's die am häufigsten gibt? also, in irgendeinem Land zum Beispiel....

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@xXxjuxXx

Frankreich und Deutschland. Unter dem Link, der angegeben wurde, steht aber auch einiges über Verbreitungsgebiet.

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Wikipedia:

Die Vorläufer des Fachwerks waren die fachartig unterteilten 8500 Jahre alten Hauswände in Çatalhöyük. Sie wurden nicht zwischen Holz-, sondern zwischen Lehmständern und -riegeln errichtet. Ähnliche Bautechniken mit höherem Holzanteil gab es in Alalach, später in Mykene und Tiryns. Bevor die Bauweise mit Holzversteifung im Hausbau einsetzte, wurden Wälle und Mauern (Murus Gallicus) mit Holzrüstungen versehen. Für die Michelsberger Kultur des Jungneolithikums wurden Fundamente von Häusern gefunden, die in Schwellbalken-Holzfachwerktechnik gebaut wurden.[1] Für das 1. Jahrhundert beschrieb Tacitus den Fachwerkbau bei den Germanen mit den Worten:

Einige Flächen bestreichen sie recht sorgfältig mit einer so blendendweissen Erde, dass es wie Bemalung und farbiges Linienwerk aussieht.[2]

Auch das sogenannte römische Streifenhaus des 1. Jahrhunderts wurde bereits in Fachwerktechnik errichtet. Bis zum Frühmittelalter war in Europa jedoch die Pfostenhaustechnik vorherrschend. Die geläufige Fachwerktechnik im Hausbau ist in Mitteleuropa erst seit der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts fassbar und seit dem hohen Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert war der auf Schwellbalken errichtete Fachwerkbau die am weitesten verbreitete Bauweise für Hochbauten nördlich der Alpen in Deutschland, Teilen von Frankreich, England und Skandinavien. Fachwerkbauten sind jedoch auch aus den holzreichen Gegenden des ehemaligen osmanischen Reiches von Bulgarien bis Syrien bekannt. Der Lehm als Ausfachungsmaterial ließ sich einfach und kostengünstig vor Ort ausgraben (oft aus der Baugrube). Auch Holz war meist eher verfügbar als geeignete Steine und ließ sich vor allem leichter transportieren (auf dem Wasserwege geflößt).

In Deutschland lassen sich zwei Arten der Verzimmerung unterscheiden: der ältere mittelalterliche Ständerbau (auch Geschossbau oder Säulenbau genannt), bei dem die Wandständer von der Schwelle bis zum Traufrähm durchgehen und der jüngere ab etwa 1600 gebräuchliche Rähmbau oder Stockwerksbau, bei dem jedes Stockwerk als in sich geschlossenes Modul hergestellt wurde. Hier kommt es oft vor, dass das obere Stockwerk etwas über dem unteren Stockwerk hervorragt. Neben senkrechten und waagerechten Hölzern sind auch schräg verlaufende Hölzer notwendig, um das Gefüge zu stabilisieren.

Insbesondere beim Rähmbau bzw. Stockwerkbau des 17. bis 19. Jahrhunderts findet sich eine Vielzahl von Schmuckformen. Besonders in der Anordnung der schrägen Hölzer kam es in jüngerer Zeit (seit dem 15. Jahrhundert) zu schmuckartigen Gestaltungen. Gestaltungsmöglichkeiten boten darüber hinaus geschnitzte Reliefs, Muster oder Inschriften. In Deutschland werden drei Stilgruppen unterschieden.

Alemannisches Fachwerk ist vor allem im südwestdeutschen Raum, der Schweiz und dem Elsass zu finden
Fränkisches Fachwerk ist überwiegend in Franken, Thüringen, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz vertreten durch das Ernhaus
Niedersächsisches Fachwerk mit sächsischem Ursprung kommt vor allem im norddeutschen Raum zwischen den Niederlanden und Ostpreußen in Form des (niederdeutschen) Fachhallenhauses („Niedersachsenhaus“) vor

Die Verbreitungsgrenzen waren aber eher fließend. So findet sich etwa in Paulinzella (Ortsteil von Rottenbach (Thüringen)) der Zinzboden des ehemaligen Klosters, der im 15. Jahrhundert mit alemannischem Fachwerk errichtet wurde.

Seit dem 18. Jahrhundert wurde in vielen Regionen das Bauholz immer knapper. Das führte dazu, dass der Fachwerkbau sich verteuerte. Zunehmend genügten auch die relativ dünnen und reparaturanfälligen Wände den Ansprüchen der Erbauer nicht mehr, so dass Massivbauten aus anderen Materialien an die Stelle von Fachwerkbauten traten. Die letzten traditionellen Fachwerkbauten entstanden um 1900, wenngleich diese Bauweise bis heute gelegentlich angewandt wird.

Bis in die 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts konnte das Alter der Fachwerkbauten nur anhand der konstruktiven und der stilistischen Merkmale geschätzt werden. Mithilfe der Dendrochronologie (naturwissenschaftliche Methode der Holzaltersbestimmung) kann seit den letzten Jahrzehnten das Alter der Fachwerkbauten oft exakter bestimmt werden, wobei die ältesten erhaltenen Bauten in Süddeutschland aus dem 13. Jahrhundert und in Norddeutschland aus dem 14. Jahrhundert stammen.