Anarchie Nachteile?

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Eine Anarchie hat keine Zukunft und bringt nur Leid und Zerstörung.

Stell dir eine Welt vor, wo keine Gesetze herrschen, kein Staat, der die Gewaltherrschaft hat und das zwingende Recht verkörpert.

Der Mensch neigte schon immer zur Zerstörung. In solch einem Naturzustand herrscht nur Chaos, es bilden sich Menschengruppen, die ihre eigenen "Rechte und Gesetze" durchsetzen wollen. Wer beschützt dich dann noch? Sowas wie Grundrechte gibt es dann auch nicht mehr.

Vielen Dank, das ist doch schon mal etwas überzeugendes :)

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@xGinaxxx

Ergänzend: Schau dir bitte mal all die Gesetze und Rechte an, die uns im Alltag begleiten. Sei es an der Kasse (Kaufverträge), auf dem Weg zur Schule, bei dem Diebstahl irgendwelcher Wertgegenstände...

Und nun stelle dir vor, dass es plötzlich keinen Staat, keine Verfassung (Grundgesetz), kein Strafrecht (keine Gerichte) mehr gibt, die du - zum Beispiel für die Durchsetzung deiner Rechte - kontaktieren kannst.

Wenn Anarchie herrscht, dann gelten all diese Rechtsnormen nicht mehr, die dir und allen anderen Rechte und Pflichten geben.

Die Anarchie möchte das Ende der Machtherrschaft, aber wie soll das funktionieren? Ich persönlich sehe darin überhaupt keine Zukunft.

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@LisanneVicious

Richtig, Anarchie/Anomie. Ich verwende das Wort Anarchie bewusst.

"„Eine Welt in der keiner regieren soll, über die Arbeit und Mühe eines anderen, […] Das ist Anarchie. Eine Welt in der Freiheit jeden beglückt, den Schwachen den Starken ‚ihn’ und ‚sie’ wo ‚deins’ und ‚meins’ keinen unterdrücken wird – Das ist Anarchie.“ - David Edelstad

oder

"

„Anarchie, zu deutsch: ohne Herrschaft, ohne Obrigkeit, ohne Staat, bezeichnet somit den von den Anarchisten erstrebten Zustand der gesellschaftlichen Ordnung, nämlich die Freiheit jedes einzelnen durch die allgemeine Freiheit. In dieser Zielsetzung, in nichts anderem, besteht die Verbundenheit aller Anarchisten untereinander, besteht die grundsätzliche Unterscheidung des Anarchismus von allen andern Gesellschaftslehren und Menschheitsbekenntnissen. (…) Die Verneinung der Macht in der gesellschaftlichen Organisation ist das maßgebliche Wesensmerkmal der Anarchie.“

 

Erich Mühsam

:

 

Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat Es läuft de Facto darauf hinaus, dass die Staatsgewalt als solche nicht mehr präsent ist, die Menschen ihre Angelegenheiten "frei regeln". Sanktioniert wird angeblich nach "vereinbarten Regeln". Und alles wäre ganz toll, weil keine Bürokratie und kein Staat, der das Gewaltmonopol besitzt. 

Mir ist durchaus bewusst, dass Anarchisten gleich wütend werden, wenn man dann den Naturzustand (Chaos etc.) anspricht, aber darauf läuft es meiner Ansicht nach hinaus. Das ist der einzige Punkt, der von dir vielleicht der Anomie zugeordnet werden könnte.

Ansonsten ist das das Resultat, das die Anarchie mit sich bringt. Du kannst nicht den Staat "abschaffen" und alles andere beibehalten wollen - funktioniert nicht. In unserer Zeit, wo alles - sogar ein Einkauf beim Lidl - mit Verträgen geregelt werden, ist so eine Idee nicht tragbar-

Problematisch ist hierbei die unrealistisch geprägte Annahme des Anarchismus: Überfluss, Brüderlichkeit und alle sind glücklich. Die Staatsgewalt (i.F.v Gesetzen) soll durch "soziale Regeln", also soziale Kontrolle geregelt werden - nein danke. Zudem wird die Gewaltbereitschaft des Menschen vollkommen außer Acht gelassen, wie soll diese bekämpft werden? Und durch wen? Und was ist mit denen, die sich der Anarchie nicht einordnen wollen? 

Die Demokratie ist (bei weitem!) nicht perfekt und ich finde einige Punkte der Anarchie gar nicht mal dumm, aber sie ist unrealistisch und nicht umsetzbar. Der Mensch und unsere momentane Lebensweise ist viel zu komplex, als das sie durch "Brüderlichkeit und Freiheit" erklärt und geregelt werden kann.

Jede Freiheit braucht Begrenzungen, du hast deine momentane Freiheit, weil andere Mitmenschen in ihrem Handeln begrenzt werden. Freiheit als "Ich darf alles tun" zu definieren, ist naiv.

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@Akainuu

Wer kennt sie denn nicht, die vom Staat befehligte Bürgerwehr🤣

Ohne Staat tun sich keine Menschen zusammen um EINEN Grundsatz durchzusetzen.

GRUNDSATZ: Niemanden Schaden

Wer dagegen verstößt, nimmt Schaden.

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Sehr Sehr guter Gedanke! Dankee 😊

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Der Nachteil ist, dass es so gut wie gar nicht realisierbar ist. Um diesen Zustand zu erreichen müssten alle Menschen nach demselben Grundprinzip leben wollen. In  einer Gesellchaft, die auf Macht, Geld und Ansehen aus ist und egoistisch und selbstbezogen lebt, kann man eigentlich nicht dieses Bedüfnis danach so einfach abstellen. Von da her würden nicht alle an einem Strang, was allerding notwendig ist, wenn man komplett in Anarchie leben möchte.

Die Antwort von Akainuu ist nicht richtig.

Um deine Frage zu beantworten, sollte erst einmal geklärt werden was Anarchie ist. Da ich davon ausgehe, dass du im Gegensatz zu anderen hier die richtige Bedeutung kennst, werde ich versuchen mich kurz zu fassen.

Anarchie bezeichnet den Zustand der Herrschaftslosigkeit. Das heißt, dass die Menschen ein freies und selbstbestimmtes Leben führen, ohne dabei von irgendwelchen Personen etc. unterdrückt zu werden. Jedes Lebewesen steht in der Anarchie auf gleicher Ebene im Bezug auf Macht (auch Tiere), niemand steht über oder unter einem anderen Lebewesen.
Zu den Menschen, die behaupten, Anarchie sei Chaos: Nein, das ist falsch. Anarchie kann kein Chaos sein, denn das was als Chaos bezeichnet wird, ist in dem Fall häufig der Zustand der Gesetzeslosigkeit (Anomie), welcher NICHT Teil der Anarchie ist. Anarchie und Anomie sind zwei klar von einander zu unterscheidende Begriffe.
Zu den Menschen die behaupten, Anarchie führe dazu, dass sich die Menschen gegenseitig umbringen weil sie niemanden haben, der ihnen Befehle erteilt, etc.: Nein, das tun sie nicht. Denn in dem Moment, wo eine Person eine andere umbringt/verletzt etc., besitzt die aktive Person mehr Macht als die andere. Und das widerspricht der Anarchie.
Wer sich fragt ob es in einer Anarchie Gesetze gibt: Das weiß ich nicht genau, jedoch stellen die Menschen in kollektiver Arbeit Regeln auf, denen sie alle zustimmen und halten sich alle freiwillig und aus Überzeugung daran. Denn wer sich nicht daran hält, widerspricht der Idee der Anarchie.

Was ist Negativ an der Anarchie? Nun, wie man durch meinen "kurzen" Text sicher feststellen konnte, kann es sehr schnell dazu kommen,.dass irgendwelche Handlungen der Anarchie widersprechen. Somit erscheint die Anarchie erst einmal als sehr schwer umsetzbar. Schwer realisierbar ist sie auch, da zwischen Menschen immer Konflikte entstehen werden. Dazu findet man Informationen in der Evolution und Natur des Menschen.. Grund dafür sind Gier, Neid, etc., weshalb auf unserer Erde auch immer wieder Kriege entstehen.
Würden sich alle Menschen grundlegend ändern und "gut" sein, andere respektieren und tolerieren sowie sich mit wenigen materiellen Dingen, die zum Erhalt des eigenen Lebens genügen, zufrieden geben, so wäre eine Anarchie vielleicht möglich. Jedoch müsste dazu wirklich JEDER Mensch auf der Welt bereit sein, da Anarchie nur global funktionieren kann. Und versuch mal alle circa 7 Milliarden Menschen der Welt so "gleichzuschalten" und von der Anarchie zu überzeugen. Leider unmöglich.

Ja das war auch mein Gedanke das nicht jeder Mensch vernünftig handeln würde das es problemlos klappen könnte. Ich finde man kann das Waffengesetz in Amerika als eine Anarchie sehen, da es ja dort so gesehen auch keine Bestimmungen gibt sondern theoretisch jeder ne waffe besitzen kann. Würde aber wirklich jeder sie nur dann gebrauchen wenns wirklich not tut, wäre das ganze kein Problem. Aber da es dabei auch Menschen gibt die meinen diese auch "aus Spaß" zu gebrauchen, ist es wieder schwierig so etwas zu erlauben weil man ja nicht jeden Menschen kontrollieren kann. Naja trotzdem vielen dank für diesen guten text! 😊

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Der größte Nachteil von Anarchie ist, dass sie nicht funktioniert unter Menschen, die sich an Machtsysteme angepasst haben. Anarchie ist nicht das bisherige System unter Wegfall der Gesetze und Gesetzeshüter, sondern ein eigenes System, das von Grund auf anders ist.

In einer Anarchie gilt "Alles für Alle", und das ist in einer Gesellschaft nach dem "Jeder gegen jeden"-Prinzip schwer vorstellbar. So kann jemand, der sich um die Löcher in den Strassen kümmert, dies ohne Sorge um sein Abendessen tun, weil da andere sind, die die Zubereitung des Essens besorgen und er dasselbe Anrecht auf Essen hat wie jeder. Und wenn er Probleme mit seiner Gesundheit hat, wird sich ein anarchistischer Arzt darum kümmern, ohne nach Krankenkasse oder Bezahlung zu fragen. Besitz zählt nicht in der Anarchie und wird auch nicht gebraucht und so hat Raub und Diebstahl innerhalb der Anarchie wenig Sinn.

Anarchie ist Selbstorganisation auf der Grundlage von Solidarität und Freiwilligkeit. Wenn es irgendein Problem gibt, wird darüber diskutiert. Und diejenigen, denen das Problem wichtig ist und/oder Fähigkeiten haben, das Problem zu lösen, bilden dann eine Initiative, die sich darum kümmert.

Diese Initiative kann sich wieder auflösen, wenn das Problem gelöst ist oder nicht mehr so wichtig erscheint. Wenn es dauerhaftes Problem ist, kann sie aber auch bestehen bleiben, wobei prinzipiell jeder bei der Initiative einsteigen oder sie auch wieder verlassen kann.

Anarchie funktioniert überall dort, wo Menschen ihr Miteinander selbst organisieren, ohne Machtstrukturen aufzubauen. Ich habe es oft erlebt, auf besetzten Plätzen und in besetzten Häusern, auf politischen Camps, zB gegen Castortransporte oder Gipfelveranstaltungen. Oft entsteht solch selbstorganisiertes Zusammenleben auch nach Katastrophen, besonders wenn die staatlichen Institutionen versagen.